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und das Reich unter feine drei Söhne und feinen Bruder vertheilt. 
Friedrich, der morgenländifchen Sprachen mächtig und dem Islam minder 
feindlich gesinnt als feine Zeitgenossen, wußte aus der Lage der Dinge 
Vortheil zu ziehen. Er benutzte die Uneinigkeit dieser Fürsten, schloß 
mit dem Sultan von Aegypten, der auch Palästina befaß, einen zehn¬ 
jährigen Waffenstillstand, in Folge dessen ihm die Städte Jerusalem, 
Bethlehem und Nazareth ohne Schwertstreich Zufielen, jene Orte, um 
welche so viele Ströme edlen Blutes geflossen waren. Dagegen verhieß 
er den Muselmännern in Palästina Schutz und Sicherheit. Daraus zog. 
er in Jerusalem ein, aber gleich nach ihm kam der Erzbischof von Cä- 
sarea und sprach im Namen des Patriarchen von Jerusalem das In¬ 
terdikt über die Stadt und das heilige Grab aus. Dennoch ging. 
Friedrich in die Kirche der heiligen Stadt. In Ermangelung eines 
Priesters, der die Messe las, betete Friedrich mit den anwesenden deut¬ 
schen Rittern, nahm dann selbst die Krone vom Altare unD setzte sie 
sich auf's Haupt, worauf der Großmeister Hermann von der Salza in 
deutscher und französischer Sprache eine Rede an das versammelte Volk 
hielt. 
So hatte Kaiser Friedrich, obschon mit dem Fluche des Papstes be¬ 
laden, unendlich mehr ausgerichtet, als alle Kaiser, Könige und andere 
Fürsten, die, im Auftrag und von dem Segen des päpstlichen Stuhles 
begleitet, ihren Kreuzzug unternommen hatten. Nun kehrte er nach 
Neapel zurück, um sein Königreich gegen die päpstlichen Söldner, die es 
raubend und verwüstend durchzogen, zu schützen. Mit leichter Mühe 
vertrieb er sie durch den Schrecken seines Namens und verfolgte sie bis 
in's römische Gebiet. Besorgt über diesen Siegeslauf nahm nunmehr 
der Papst, auf Anrathen der deutschen Fürsten und Bischöfe, den Frieden 
an, den ihm der Kaiser großmüthig anbot. 
Nun verlebte Friedrich vier Jahre in Ruhe und widmete diese in 
eifrigster Thätigkeit der Wohlfahrt seines Erbkönigreichs Neapel. Die 
normannische Lehnsverfassung blieb in ihrem Rechte, doch beschränkte 
Friedrich sowohl die Reichsbarone als die Prälaten, gab dem dritten 
Stande, den Bewohnern der Städte, große Rechte und Freiheiten, und 
sicherte das Landvolk vor Bedrückung. Er ordnete Reichstage an, bei 
welchen Bischöfe und Edle persönlich erschienen, und wozu die Städte 
Abgeordnete sandten; die Normannen, die Saracenen und die alten 
Eingeborenen sollten nur Ein Volk bilden. Ebenso förderte er Kunst 
und Wissenschaft, errichtete eine hohe Schule in Neapel, mehrere Lehr¬ 
anstalten an anderen Orten, baute Paläste und verschönerte die Städte. 
Neapel blühte aus, die Häfen wimmelten von Schiffen aus allen Na¬ 
tionen, Handwerke und Feldbau nährten das Volk reichlich. Daß Fried¬ 
rich aber in seiner freien Weltanschauung den Ungläubigen erlaubte, 
selbst in feinem Reiche Moscheen zu bauen, das konnte der Papst nicht 
sehen, ohne den Kaiser selbst für den Antichrist zu halten.
	        
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