Geistliche Orden. — Auch das Klosterwesen, von
dessen Ursprung bereits im ersten Theile die Rede war, hatte
sich sehr ausgebildet und erweitert. Der fromme Abt Benedict
von Nursia hatte ein Kloster auf der Höhe von Monte-Cas-
sino in Campanien gegründet; und die Lebensregel, welche er
zunächst für ein Kloster entwarf, ward wegen ihrer inneren
Vortrefflichkeit im Jahre 742 fast von allen Klöstern des Abend-
landes als Richtschnur angenommen. Dem h. Benedict gebührt
das Verdienst, daß nun die Klöster besondere Wohnsitze der
Frömmigkeit, des Fleißes, der Mäßigkeit und zugleich in jenen
verwilderten Zeiten die Znfluchtsörter aller Gelehrsamkeit wur-
den. Da saßen sie, die frommen Männer, in ihren kleinen
dürftigen Zellen, prunklos und einfach wie diese, baar und leer
aller zeitlichen Habe, fleißig und eingezogen in der lautersten
und reinsten Sitte, wie Bienen in einem Stocke um ihre Köni-
gin, vereint oder allein betend, aus- und einwandernd, den Ho-
nig der Wissenschaften zu sammeln und den Geheimnissen Got-
tes in der Weltordnung voll Bewunderung zu folgen. In der
Nähe ihrer ftillen Mauern fühlte selbst der rohefte Räuber eine
Art Gottesfrieden. Im Verlaufe der Zeit verfiel aber die alte
Zucht mehr und mehr. Daher wurde im elften und zwölften
Jahrhundert von frommen gottesfürchtigen Männern, wie von
dem Abte Bernhard von Clairvaux, zur Zurückführuug der alten
Zucht und Ordnung, in verschiedenen Ländern verschiedene
Vorkehrungen getroffen, auch manche neue Orden gestiftet. Einer
der strengsten war der Orden der Carthäuser, welcher
vou Bruno aus Köln im Jahre 1080 gestiftet wurde. Dieser
fromme Mann war anfangs Canonicus zu Rheims. Allein
die Tatenlosigkeit jener Zeit bewog ihn bald, die Einsamkeit zil
suchen. Er begab sich mit mehren gleichgesinnten Freunden in
ein enges, von schroffen Felsen überragtes Thal, nicht weit von
Grenoble. Das Thal hieß Chartreuse (Charthause). In dieser
Wildniß bauete er ein Kloster. Hier lebten die Mönche in der
größten Armuth und Entbehrung. Sie genossen kein Fleisch,
sondern lebten nur von Brod, Hülsenfrüchten unb Wasser, und
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