Full text: Hilfsbuch für die brandenburgisch-preußische Geschichte

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Otto IV., Johanns I. Sohn, war auch ein Freund der 
Wissenschaften und Künste; an seinem Hofe lebten Gelehrte und 
Künstler; er griff selbst in die Saiten, eine Reihe seiner Lieder 
ist in der Manesseschen Sammlung enthalten. 
Er führte Krieg mit den Pommern, Mecklenburgern und 
Polen, besonders aber mit dem Erbfeinde der Marken, mit dem 
Erzbistum Magdeburg. Er hatte alles daran gesetzt, um seinen 
Bruder Erich auf den erzbischöflichen Stuhl von Magdeburg zu 
erheben. Das Domkapitel wählte aber einen andern; er zerfiel 
mit demselben und es kam zum Kriege. Er zog in das Erzbis- 
tum ein; siegreich rückte er in die Nähe von Magdeburg und 
bezeichnete drohend einen Tag, wo er seine Rosse in dem 
Dome zu Magdeburg einstallen würde. Aber die Sache nahm 
eine ganz andere Wendung. Der Erzbischos ergriff die Fahne 
des h. Mauritius, des Schutzheiligen der Stadt Magdeburg, trug 
sie in feierlichem Zuge durch die Straßen und entflammte durch 
begeisterte Reden das Volk zur Wut. Mit einem ansehnlichen 
Heere überfiel er Otto, der sich bei Frost an der Elbe gelagert 
hatte, besiegte ihn und nahm ihn gefangen (1278). Der Erz¬ 
bischos rächte sich in einer derben, in jener Zeit nicht seltenen 
Weise: er ließ einen hölzernen Käfig bauen, sperrte den Mark- 
grasen hinein und stellte ihn zur Belustigung des spottenden Magde- 
burger Volkes auf dem Markte aus. Ottos trostloser Gemahlin 
gelang es, ihren Mann aus ber Gefangenschaft zu befreien. Sie 
bestach einige Domherren unb Dienstmannen bes Stifts, welche 
bie Entlassung bes Markgrafen für eine geringe Summe bewirkten. 
Als Otto bas Gelb gezahlt hatte unb wieber zu Rosse saß, fragte 
er ben Bischof, ob er nun frei sei. Als bieser bas bejahte, ba 
lachte Otto in keckem Übermute unb rief: Ihr wißt boch wahrlich 
keinen Markgrafen zu schätzen. Auf einen Streithengst hättet ihr 
mich mit ausgerichteter Lanze setzen unb mit Golb unb Silber 
bis zur Spitze Überbecken lassen sollen, bann wäre ich würbig 
geschätzt worben. Damit sprengte er bavon. 
Otto war ein guter Herrscher unb beförderte auch Hanbel und 
Gewerbe. Den Beinamen mit dem Pfeil führte er davon, daß man 
die Spitze eines Pfeiles, der ihm bei der Belagerung einer Stadt
	        
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