Full text: Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart (Teil 6)

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Dasein eines „höchsten Wesens" verkünden, und bei einem Feste zu 
dessen Ehre schritt er selbst als „Oberpriester" einher. Endlich wurde 
der Rasende vom Konvente gestürzt und nach einem Selbstmord- 
versuche mit zahlreichen Anhängern hingerichtet. Die „Schreckens- 
Herrschaft", die im ganzen etwa zwei Millionen Opfer verschlungen 
hatte, war damit zu Ende; die Revolution hatte sich selbst verblutet. 
Der Jakobinerklub wurde jetzt geschlossen, und der Konvent löste 
sich auf. Ein Direktorium von fünf Männern trat an die 
Spitze des zu Tode erschöpften Landes. 
Der Beginn der Koalitions- (Bündnis-) Kriege. 
§ 15. Das Borspiel: Die „Kampagne in Frankreich", 1792. 
Zur Rettung des Königtums hatten zwei Staaten ein Bündnis ge- 
schlössen: Osterreich, wo seit 1792 der „gute Kaiser Franz (II.)" 
regierte, und Preußen unter Friedrichs des Großen Neffen und 
Nachfolger, dem schwachen Friedrich Wilhelm II. (1786—1797). 
Von dem eigenen Ministerium genötigt, mußte der unglückliche 
König Ludwig an Osterreich den Krieg erklären, und ein preußisch- 
österreichisches Heer brach jetzt gegen Frankreich auf. Den Oberbefehl 
über die Truppen, bei denen sich viele Emigranten befanden, hatte 
der Herzog Karl Wilhelm von Braunschweig, ein 
Neffe des wackeren Feldherrn Friedrichs des Großen. In einem 
öffentlichen Erlasse bedrohte er von Eoblenz aus die Revolution; 
er wolle „die Stadt Paris totaler Zerstörung und die der Angriffe 
(auf den König) schuldigen Aufrührer den verdienten Strafen über- 
liefern". Aber die „Eampagne", die Goethe, der Begleiter des 
mit ausrückenden Herzogs von Weimar, als Augenzeuge geschildert 
hat, verlief höchst unglücklich; zwar wurde das nach dem schmal- 
kaldischen Kriege uns verloren gegangene Verdun, die berühmte Ver- 
tragftätte von 843, erobert, jedoch Mangel an Verpflegung, Regen- 
güsse und Krankheiten nötigten das entmutigte Heer bald zu einem 
kläglichen Rückzüge aus der Champagne. 
Der ruhmlose Feldzug eröffnet das Zeitalter der großen R e - 
volutiouskriege: „von hier und heute", hatte Goethe bei 
der ersten Kanonade gesagt, „geht eine neue Epoche der Welt- 
geschichte aus!" 
§ 1«. Der erste Koalitionskrieg (1793—1797) bis zum Auf¬ 
treten Bonapartcs. Das Bündnis zwischen Osterreich und Preußen 
erweiterte sich durch den Beitritt von England, den Niederlanden und 
Spanien zu einer großen Koalition, d. h. kriegerischen Ver- 
bindung.
	        
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