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9. Dädälus und Ikarus.
Da dal us, ein berühmter Künstler und Bildhauer
aus Athen, hatte einst im Zorne seinen Schwestersohn
erschlagen, als dieser durch seine Geschicklichkeit den
Meister selbst zu übertreffen drohte. Er wurde flüchtig
und begab sich zum Könige Minos yon Kreta, welcher
ihn gütig aufnahm und ihm den Auftrag gab, das Laby¬
rinth, ein grofses Gebäude mit vielerlei Irrgängen, zu
erbauen. Als das Gebäude fertig war, wollte Minos den
kunstreichen Werkmeister nicht entlassen. Da ersann
üädalus eine kluge List. Aus Federn, die er durch Wachs
in künstlicher Ordnung verband, fertigte er für sich und
seinen Sohn Ikarus zwei Flügelpaare. Dann schwang er
sich zugleich mit dem Knaben in die Luft; und wunder¬
bar! bald trugen die Flügel sie hoch über das weite Meer.
Weislich hatte der Vater den Sohn gemahnt, dafs er
sich nicht der Sonne nahe; aber der Unbesonnene ge¬
horchte nicht-, angelockt "von den lieblichen Strahlen
schwang er sich zu hoch hinauf. Da erweichte das Wachs,
die Federn lösten sich, und der Unglückliche fand im
Meere den Tod. Der Vater aber entkam glücklich nach
Sicilien, wo er sich durch herrliche Bauten einen ge¬
rühmten Namen erwarb.
10. Orpheus und EurydTee.
1. Wunderbare Gaben besafsen die Menschen jener
uralten Zeit. Der Sänger Orpheus sang so herrlich zum
Klange der Leier, dafs wilde Tiere sich fromm zu seinen
Füfsen niederlegten, dafs Bäume sich entwurzelten, um
den 6üfsen Tönen zu folgen; ja, die Steine sogar soll er
Buschmann, Sagen u. Gesch. I. 7. Aufl. 2