Full text: Vaterländische Geschichte der letzten Jahrhunderte (1)

Der Kursürst im Kampfe mit den Polen, Franzosen und Schweden. 
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obschon er fast 70 Jahre alt war, die Führung der Vorhut; der alte 
Haudegen war ein Bauernsohn aus Österreich, der in manchem Treffen 
des Dreißigjährigen Krieges mitgekämpft und nachher in branden- 
burgischen Diensten den höchsten militärischen Rang erreicht hatte. Er 
überfiel, vom Feinde gänzlich unerwartet, die von diesem besetzte Stadt 
Rathenow an der Havel, jagte ihn heraus und zwang ihn zum schnellen 
Rückzug. Ihm folgte der Kurfürst selbst in möglichster Eile, um den 
abziehenden Feind zu erreichen. Er hatte freilich nur etwa 6000 Mann 
Kavallerie und einige Geschütze bei sich; die Infanterie konnte nicht so 
schnell marschieren, wie es nötig war, und mußte zurückbleiben. 
Am 28.Juni wurden die Schweden bei Fehrbellin eingeholt, 1675 
mitten in einem großen Moorgebiet, durch das nur wenige Straßen 
führten. Sie waren fast doppelt so stark als die Brandenburger und 
hatten dreimal soviel Geschütze; aber ohne Verzug wurden sie ange- 
griffen. Der Kurfürst leitete mit Derfflinger von einem Sandhügel 
aus die Schlacht; dort standen auch die brandenburgischen Geschütze, und 
alle Versuche des Feindes, die Höhe zu erstürmen, waren vergeblich. 
Wiederholt aber setzte sich Friedrich Wilhelm selbst an die Spitze seiner 
Reiterei und war manchmal mitten im Getümmel. Sein Stallmeister 
Froben ward unmittelbar neben ihm erschossen. Eine schöne Sage er- 
zählt von diesem, er habe bemerkt, daß der Feind den stattlichen Schimmel, 
auf dem sein kurfürstlicher Herr ritt, aufs Korn genommen habe; da 
habe er ihn gebeten, lieber sein Pferd zu reiten, da es ruhiger sei, 
und habe selbst den Schimmel bestiegen; kurz nachher sei er tödlich ge- 
troffen worden. Schließlich wurde der eine Flügel des Feindes durch 
einen gewaltigen Reiterangriff auseinandergesprengt; da sah der 
schwedische Feldherr, daß die Schlacht verloren sei, und trat den Rück- 
zug an. Ein ruhmvoller Sieg war erfochten; weithin durch die Lande 
erscholl die Kunde, daß die wegen ihrer Kriegstüchtigkeit gefürchteten 
Schweden den Brandenburgern unterlegen seien. Friedrich Wilhelm 
wurde im Volkslied gefeiert; er hieß von nun an der Große Kurfürst. 
Er begnügte sich nicht damit, die Mark von Feinden gesäubert zu 
haben, sondern fiel in Schwedisch-Pommern ein und eroberte 
es in den nächsten Jahren. Als aber die Schweden einen neuen Angriff 
unternahmen und zur Winterszeit von den Ostseeprovinzen aus, die 
auch in ihrem Besitz waren, in O st Preußen einbrachen, da führte der 
Kurfürst seine Truppen so schnell er vermochte, über die Weichsel. „Vor 
ihm her ging der Schrecken seines Namens", sagt sein Urenkel, König 
Friedrich der Große, in seiner Erzählung dieser Ereignisse. Die
	        
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