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Als Hagen ihr gestattete, das Schiff der fremden Kaufleute zu be-
sichtigen, wurde sie angesichts ihres Vaters entführt, und Wate, Frute
und Horand brachten ihrem Könige die Braut. Doch Hagen rüstete eine
Flotte und zog gegen die Räuber aus. Als er sie traf, entstand ein furcht-
barer Kampf, in dem Hagen von Wate erschlagen worden wäre, wenn
Hilde nicht um das Leben des Vaters gebeten hätte. So kam es zu einer
Versöhnung, und mit Zustimmung Hagens vermählte sich Hettel mit Hilde.
2. Ihre Kinder waren Ortwin und Gudrun. Diese wird noch
schöner, als die Mutter einst gewesen ist. Um sie wirbt ein normannischer
Königssohn Hartmut; aber zwischen seiner Familie und Hildes Geschlecht
herrscht alte Feindschaft; deshalb wird er von Gudruns Eltern zurück-
gewiesen. Glücklicher ist der König von Seeland Herwig; anfänglich wird
allerdings auch seine Werbung nicht angenommen; als er aber sich tapfer
erweist und Gudruns Zuneigung gewinnt, wird er mit ihr verlobt. Bald
darauf unternimmt er mit Hettel zusammen einen Kriegszug.
Kaum hört im Normannenreiche Hartmut davon, so bricht er mit
seinem Vater Ludwig und einem starken Heere nach Friesland auf, erobert
die Burg, in der Gudrun zurückgeblieben ist, bringt die Jungfrau auf seine
Flotte und fährt auf die Heimat zu.
Doch als man während der Fahrt einmal ausruht auf einem in der
Nordsee liegenden Eilande, Wülpensand genannt, da erreichen Hettel und
Herwig, die von dem Raube alsbald benachrichtigt worden waren, mit ihren
Kriegsscharen die Normannen. Es entspinnt sich ein furchtbarer Kampf.
Wate thut sein Bestes, aber Hettel wird von König Ludwig erschlagen,
und dieser entkommt mit den Seinen auf die Schiffe, fobald die Nacht
hereinbricht; Gudrun bleibt in seiner Macht.
Doch vergeblich hofft Hartmut, sie von ihrem Verlobten Herwig ab-
wendig machen zu können. Gudrun ist treu bis in den Tod. Alle Vor-
stellungen und Drohungen erschüttern sie nicht. Da ergreift sie der alte
König Ludwig, jähzornig, wie er ist, bei den Haaren, und wirft sie — man
ist an der Küste des Normannenlandes angelangt — ins Meer. Aber
Hartmut liebt sie trotz ihres Widerstrebens viel zu sehr, als daß er sie tot
sehen möchte. Schon sinkt sie unter: da erreicht er gerade noch ihre blonden
Zöpfe und rettet sie.
Als man nun gelandet ist und auch die Mutter Hartmuts, Gerlind,
Gudruns Abneigung nicht zu besiegen vermag, da kommen schwere Zeiten
für die Königstochter; denn ohne Wissen und Willen Hartmuts, der bald
wieder ins Feld zog, behandelt Gerlind die arme Gudrun in der unwürdigsten