Full text: Erzählungen aus der Geschichte

112 — 
ausgebeutet wurden, zeigen die vielen Klagen, welche die Bedrückten 
in Rom, wenn auch meist vergebl.ch, vorbrachten. 
Aber auch Folgen anderer Art begleiteten die Erweiterung 
der römischen Herrschaft. Wohin die Römer kamen, gründeten sie 
Kolonieen, und wenn auch dieselben zunächst mehr für militärische 
Zwecke bestimmt waren, so entstanden daraus doch nach und nach 
Städte mit römischen Einrichtungen. So verbreitete sich allmälig 
die geordnete innere Einrichtung des römischen Staatswesens über 
weite Länder. Ueberall wurden Straßen angelegt, und dieselben 
waren so dauerhast, daß an vielen Ölten noch bis auf den henti- 
gen Tag Ueberreste kenntlich sind. Ferner siengen die Römer an, 
seitdem sie mehr mit den Griechen in Berührung kamen, auch ihre 
Bildung aufzunehmen, und wenn sie auch nicht schöpferisch in 
Kunst und Wissenschaft wurden, wie die Griechen waren, fo ent- 
stand^ doch durch die Pflege griechischer Bildung eine Veredelung 
der bitten, ein mehr gebildetes römisches Leben, und dieses wurde 
zugleich mit der Herrschast wieder in fremde Länder getragen. 
So kam es^ daß im Laufe der Zeit römische Einrichtungen, Pil- 
dung und Sprache sich fast nach allen Seiten des damals bekannten 
Erdkreises hin ausbreiteten. 
§. 68. 
Tiberius und Cajus Gracchus. 
Die Römer waren auch nach der Zerstörung von Karthago 
in fortwährende Kriege verwickelt, theils um die Herrschast in den 
neu erworbenen Ländern zu befestigen, theils um die Grenzen noch 
zu erweitern. Es breitete sich aber die römische Macht jetzt aus 
von den Säulen des Herkules bis nach Kleinasien und von der 
Nordküste Afrikas bis zu den Alpen. Aegypten, die Länder an 
der unteren Donau und jenseits der Alpen waren noch nicht 
unterworfen. 
Dieselben Verschlimmerungen indessen, welche durch die An- 
Häufung von Reichthümern und die Lust an feineren Genüssen in 
den römischen Sitten im Privatleben eintraten, wurden auch im 
öffentlichen Leben des Staates von Jahr zu Jahr stärker. Der 
ächte Vaterlandssinn und die alte, kräftige Liebe für den wahren 
Ruhm und die wahre Größe des Staates schwanden immer mehr 
und an ihre Stelle traten ehrsüchtige Plane Einzelner, Parteiun- 
gen und die Sucht, durch den Staat sür sich Reichtümer zu ge¬ 
winnen. Der alte Ständeunterschied zwischen Patriziern und 
Plebejern war längst verschwunden. Aber es hatte sich mit der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.