Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare (Teil 2)

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wies er darauf hin. daß die Schule durch Pflege der Gottesfurcht 
und Liebe zum Vaterlande die Grundlage für eine gesunde Auf- 
fassung der staatlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse zu legen 
habe, um so der Ausbreitung sozialistischer und kommunistischer 
Ideen entgegenzuwirken. Infolge dieser kaiserlichen Kundgebung 
wurde der Geschichtsunterricht in allen Schulen erweitert und 
ausgestaltet. 
Vor der im Jahre 1890 einberufenen Unterrichtskonferenz 
betonte der Kaiser vor allem die Notwendigkeit der Charakterbildung, 
der Erziehung auf nationaler Grundlage, der stärkeren Berücksichti¬ 
gung der praktischen Seite des Unterrichts und empfahl die größere 
Beachtung der Leibesübungen. Die vom Kaiser angebahnte Schul- 
reform führte dahin, daß den Schülern der neunklassigen realistischen 
Lehranstalten dieselben Berechtigungen für das Universitätsstudium 
zuerkannt wurden wie den Schülern der humanistischen Gymnasien. 
Den technischen Hochschulen verlieh der Kaiser das Recht, die 
Doktorwürde zu erteilen. Im Jahre 1908 wurde in Preußen das 
höhere Mädchenschulwesen neu geregelt. Es schließen sich 
jetzt an die 10klassige höhere Mädchenschule (Lyzeum) an 
1. die Studienanstalten, die für das akademische Studium 
vorbereiten. 2. die Frauenschule für Mädchen, die ihre Bildung 
erweitern wollen, ohne einem bestimmten Berufe zuzustreben. 3. das 
höhere Lehrerinnenseminar (Ober-Lyzeum) zur Ausbildung 
von Lehrerinnen für höhere Mädchenschulen. 
Die wirtschaftliche Lage der preußischen Volksschullehrer wurde 
unter Wilhelm II. durch das Lehrerbesoldungsgesetz und 
das Gesetz über die Versorgung der Lehrerwitwen und 
-waisen verbessert. Die Seminarabiturienten erhielten 1895 die 
Berechtigung zum einjährigfreiwilligen Dienst; die Be- 
stimmungen hierüber traten am 1. Januar 1900 in Kraft. Durch 
den Lehrplan vom 1. Juli 1901 wurden die Lehrziele der 
Präparandenanstalten und Seminare bedeutend erhöht und die 
Prüfungen der Volksschullehrer entsprechend umgestaltet. 
8. Die innerpolitischen Verhältnisse des Deutschen Reiches und 
Preußens unter Wilhelm II. In den ersten Regieruugsjahren 
Kaiser Wilhelms II. leitete Fürst Bismarck die Staatsgeschäfte. Er 
trat im März 1890 in den Ruhestand und lebte seitdem in Fried- 
richsruh, wo er am 30 Juli 1898 starb. Bismarcks Nachfolger 
im Reichskanzleramte wurde General £<o, voa Taprioi. Unter ihm 
gelangten die Handelsverträge mit Österreich-Ungarn. Italien 
und Rußland zum Abschluß. Als er im Oktober 1894 seinen 
Abschied nahm, ernannte der Kaiser den Statthalter der Reichslande, 
den Fürsten dModroig ZU Kok»«akoke>sektilkillg»sürst, zum Reichskanzler
	        
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