Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 (Teil 2)

174 Vom Tode Friedrichs des Großen bis zum Ende der Freiheitskriege. 
dem russischen General Suworoff gelang es, die Aufständischen bei Brzesc und 
Maciejowice vernichtend zu schlagen (Rosciuszko geriet verwundet in Gefangenschaft) 
und Warschau einzunehmen. *795 wurde darauf der Rest des polnischen Reiches 
unter die drei Nachbarstaaten aufgeteilt. Preußen erhielt dabei ein Gebiet von etwa 
900 Euadratmeilen (Neuostpreußen und Neuschlesien). 
§ 16. Übersicht über die Geschichte der französischen Revolution?) 
I. Ursachen des Ausbruchs der Revolution. 
Während es den Anschein gewann, als sollten die überlebten Formen 
staatlichen und sozialen Lebens auf dem Wege einer langsamen, aber fried¬ 
lichen Entwicklung den Fortschritten der Geisteskultur der westeuropäischen Völker 
entsprechend umgestaltet werden (aufgeklärter Absolutismus vor allem im Staate 
Friedrichs des Großen), wurde in Frankreich der Entstehung neuer sozialer und 
politischer Bildungen durch eine revolutionäre Zertrümmerung der alten Zustände 
gewaltsam Raum geschaffen. Nirgends war die Entartung des Feudal¬ 
wesens und des Absolutismus so weit gediehen wie im Reiche der 
Bourbonen, und als daher die verspäteten Reformversuche einer wohlmeinenden, 
aber energielosen Regierung die daraus erwachsenen unhaltbaren Zustände zu 
bessern versuchten, gaben sie nur den Anstoß zu einem vollständigen 
Umsturz aller staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung. 
1. Das soziale und wirtschaftliche Leben Frankreichs war bis 
zu gänzlicher Unhaltbarkeit der bestehenden Verhältnisse entartet. 
a. Die Bevölkerung Frankreichs gliederte sich in drei Stände: den 
Adel, den Klerus und den sogenannten dritten Stand (Bürger und Bauern), 
der durch eine geradezu extreme Ausprägung der Standesschranken von den 
beiden oberen Ständen getrennt war. Adel und Klerus genossen auf Kosten 
des dritten Standes die weitgehendste Privilegierung (Steuerprivilegien, aus¬ 
schließliches Anrecht auf den Besitz der Offizierstellen und der höheren Staats¬ 
ämter, Ausübung der Polizeigewalt und der niederen Gerichtsbarkeit in den 
Händen der Grundherren). 
b. In dem Besitze des Adels und des Klerus befanden sich etwa 2/3 des 
gesamten Grundbesitzes, dessen Inhaber nichtsdestoweniger von fast allen direkten 
Leistungen an den Staat befreit waren, während die große Masse des wirt¬ 
schaftlich am schwächsten dritten Standes die besonders durch die ver¬ 
schwenderische Hofhaltung ins Ungeheure gesteigerten finanziellen Bedürfnisse 
des Staates zu decken hatten. 
a. Der Adel war durch den Luxus und den durch seine Teilnahme an 
dem glänzenden Hofleben verursachten Aufwand meist finanziell ruiniert. Die 
meisten Adligen sahen ihre Güter nur, um von ihren hörigen Pächtern 
möglichst hohe Erträge zu erpressen; ihren Grundbesitz hatten sie in kleinen 
Parzellen von höchstens vier Hektar gegen die Hälfte des Rohertrages an ihre 
leibeigenen Bauern vergeben. 
i) Genaueres über die Geschichte der Revolution in Frankreich bei Sybel, Geschichte 
der Revolutionszeit; Thiers, Geschichte der französischen Revolution. Übersetzt von Mohl; 
Flathe, Geschichte der neuesten Zeit (Allgemeine Weltgeschichte. X.—XU. Bd.).
	        
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