Full text: Neue, speciell preußische Geschichte (Teil 3)

166 Neue Geschichte. 
der Einnahme von Trantenau war er vor dem heftig anstürmenden 
Feinde wieder zurückgewichen, als das Centrum (die Garde), das ohne 
Widerstand das Gebirge überschritten hatte, ihm zu Hülfe eilte und 
Trautenau wieder besetzte. Somit stand die ganze zweite Armee wohl¬ 
behalten in Böhmen. 
Die erste Armee hatte schon am 26. Juni mit der Elbarmee 
Fühlung genommen und am folgenden Tage sich bei dem Dorfe Podol 
bei Münchengrätz den Übergang über die Jser erkämpft. Die Oft- 
reicher setzten sich noch einmal bei G Usch in fest, wurden aber auch hier 
unter großen Verlusten zurückgeschlagen. Damit war das letzte Hinder- 
nis hinweggeräumt, welches der Vereinigung der ersten und zweiten Armee 
noch im Wege stand. Alles drängte zur Entscheidungsschlacht. Am 
' 3.0, IM,begab sich derKönig, begleitet vom Grafen Bismarck, dem 
7 Kriegsminister Grafen Roon und dem Freiherrn von Moltke zur 
, Armee und übernahm den Oberbefehl. 
Schlacht bei Königgrätz (Sadowa). Benedek hatte die Reste 
der geschlagenen Armeecorps mit seinen Truppen vereinigt und verfügte 
nun über ein Heer von 240 000 Mann; zugleich war die Aufstellung 
dieser bedeutenden Truppenmassen eine äußerst günstige. Ihre Front 
wurde von dem Bache Bistritz, einem Nebengewässer der Elbe, gedeckt. 
Dieses Gewässer, das mit der Elbe fast parallel läuft, ist an sich zwar 
unbedeutend, bildet aber in seinem Thale gefährliche Sümpfe. Aus 
diesem breiten Sumpfthale steigen gegen Osten bedeutende Höhen stufen- 
artig empor. Hier hatte Benedek seine Truppen zwischen Königgrätz 
und Sadowa aufgestellt; sie wurden durch 600 meist gezogene Geschütze 
unterstützt. So war die Stellung der östreichischen Armee eine überaus 
starke und vorteilhafte; nur für einen etwaigen Rückzng war sie, da man 
die Elbe hinter sich hatte, höchst gefährlich. 
Der König war am 2. Juli in Gitfchin eingetroffen; am folgenden 
Tage sollte den Truppen ein wohlverdienter Ruhetag gegönnt werden. 
Da erfuhr Prinz Friedrich Karl, daß vor seiner Front sich starke seind- 
liche Heermassen sammelten. Er fürchtete, vor seiner Vereinigung mit 
dem Kronprinzen angegriffen zu werden, und sandte noch spät abends 
den General von Boigts-Rhetz in das Hauptquartier nach Gitschin. 
ES war 11 Uhr; der König hatte sich schon zur Ruhe begeben. Sofort 
wurde Kriegsrat abgehalten und der Angriff beschlossen. Um 12 Uhr 
flogen die Adjutanten durch die finstere, regnerische Nacht. Der Krön- 
prinz stand 5 Meilen entfernt, Herwarth von Bittenfeld 3 Meilen. Um 
4 Uhr hatten beide den Befehl, um 5 Uhr war das ganze Heer schon 
auf dem Marsche. Der Kronprinz hatte zu 2 Uhr nachmittags sein 
Erscheinen auf dem Schlachtfelde zugesagt. Die Elbarmee sollte den 
Feind auf dem linken Flügel fassen, die erste ihn im Centrum so lange 
festhalten, bis die zweite Armee da wäre. Am frühen Morgen des 
3. Juli setzte sich die erste Armee in Bewegung. Der Marsch durch 
das von Regen niedergedrückte Getreide war höchst beschwerlich, und die 
Bespannung der Geschütze hatte viel Arbeit, die tief einschneidenden
	        
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