Full text: Alte Geschichte (Teil 1)

118 Das Altertum. 
Augustus liebte den Frieden; er sagte: „Der Lorbeer ist schön, aber 
unfruchtbar." Nur gegen Germanien führte er Kriege. Sein Stiefsohn 
Drnsus drang in den Jahren 12—9 vor Chr. gegen die Germanen bis 
zur Elbe vor, fand aber in Deutschland seinen Tod. Ihm folgte Tibe¬ 
rius; dessen Nachfolger Varus wurde im Jahre 9 n. Chr. geschlagen, 
o daß die Römer die Eroberungen vorläufig aufgeben mußten. 
Die meisten Länder der damals bekannten Erde waren dem römi- 
schen Reiche unterworfen: es umfaßte Italien und Gallien, Spanien, 
Griechenland, Macedonien, Thracien, Kleinasien, Syrien, Ägypten, das 
alte Karthago und Numidien. Zur Sicherheit dieses Gebiets errichtete 
Augustus stehende Kriegsheere, aus deren Lagern oft Städte entstanden. 
14 Augustus starb im Jahre 14 nach Chr. 
n. Chr. Kurz vor seinem Tode soll er die Umstehenden gefragt haben: „Was dünkt euch, 
habe ich die Rolle meines Lebens gut gespielt?" Als sie dies bejahten, fuhr er fort: 
„Nun, so klatscht Beifall, denn es ist geendet!" Er wurde unter die Götter versetzt, 
und nach ihm rief man jedem Kaiser bei seinem Regierungsantritte zu: „Sei glücklich 
wie Augustus." 
g. Die nächsten Nachfolger des Augustus. Augustus' Stiefsohn 
Tiberius wurde sein Nachfolger (14—37 n. Chr.). Unter ihm starben 
Johannes und Christus. Tiberius und seine nächsten Nachfolger Cali- 
gnla, Tiberius Claudius und Nero waren grausame Tyrannen 
und wurden von ihrem eigenen Volke ermordet. 69 folgte in Vesp asi- 
anus wieder ein guter Kaiser. Er stand als Feldherr in Jndäa, um 
die aufrührerischen Juden zum Gehorsam zurückzubringen. Als aber 
nach dem Tode Neros die Legionen in Jndäa den Vefpafianns zum 
Kaiser ausriefen, überließ dieser seinem Sohne Titus die Fortführung 
70 des Krieges. Dieser belagerte und zerstörte im Jahre 70 nach Chr. 
n. Chr. Jerusalem; die Selbständigkeit der Juden hörte damit auf; sie zer¬ 
streuten sich unter alle Völker. 
Die Hungersnot erreichte bei der Belagerung einen solchen Grad, daß eine 
Mutter ihr eigenes Kind schlachtete und aß. Als Titus dies hörte, rief er aus: 
„Sie allein tragen die Schuld dieses Frevels! ich will den Gräuel des Kinderfraßes 
mit den Trümmern der Stadt bedecken; die Sonne soll nicht mehr eine Stadt be- 
scheinen, in der Mütter sich also ernähren!" (Vergl. Lev. 26, 27—29). Daneben 
wüteten Seuchen in der Stadt: zu hunderttausend^ wurden die Leichen über die 
Mauer geworfen. Als die äußere Mauer gefallen, wurde der Tempel erstürmt. 
Gern hätte Titus das Prachtgebäude erhalten. Die Juden glaubten, ihr Tempel 
könne nicht fallen, Gott müsse ihn schützen. Endlich warfen die römischen Soldaten 
Feuer hiuein. Tausende fanden dabei ihren Tod. Nach mehreren Wochen fiel die 
obere Stadt; auch diese wurde zerstört. Mehr als eine Million Juden, die zum 
Osterfeste in Jerusalem waren, kamen dabei um. Also erfüllte sich das Wort des 
Herrn (Lucä 19, 44): „Sie werden dich schleifen und keinen Stein auf dem andern 
lassen." 
X. Pflanzung und Ausbreitung des Christentums. 
1) Zustand des Heidentums. 
Die Religion der Heiden war zur Zeit der Geburt Christi 
innerlich schon im Verfall. Ans Angst, sie möchten irgend einen Gott
	        
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