Full text: Geschichte des Mittelalters bis zum Westfälischen Frieden (H. 2)

Das Mittelalter 
I. Die Zeit der Völkerwanderung und der Staatenbildung. 
1. Allgemeine Ursache der germanischen Wanderungen. Nachdem die 
Germanen feste Wohnsitze eingenommen hatten, vermehrte sich die Be- 
völkernng rasch. War nun ein Stamm durch starke Nachbarn verhindert, 
sein Gebiet zu erweitern, so mußte man in der Fremde neue Wohnsitze 
suchen, und der ganze Stamm oder ein Teil begab sich auf die Waudrung. 
2. Die Hunnen, ein mongolisches Wandervolk ans den Steppen Hoch- 
asiens, brachen um das Jahr 375 in Europa ein. Diese Wilden erregten 375 
durch ihre Roheit, ihre Raub- uud Mordgier bei allen europäischen Völkern 
Abscheu und wurden ihnen durch ihre ungewohnte Kriegführung furchtbar. 
Sie zwangen die am Schwarzen Meere wohnenden Ostgoten, sich ihnen 
anzuschließen, vertrieben die Westgoten aus ihren Wohnsitzen auf dem 
linken Ufer der unteren Donau und ließen sich dann in den ungarischen 
Steppen nieder. 
3. Die Westgoten erhielten vom römischen Kaiser Valens Wohnsitze 
im heutigen Bulgarieu. Aber die Habgier der römischen Beamten reizte 
sie zur Empörung. Sie besiegten in der Schlacht bei Adrianopel 378 
den Kaiser, der ans der Flucht ums Leben kam; sein Nachfolger Theo- 
dosins der Große schloß Frieden mit ihnen. 
Theodosins vereinigte zum letztenmal das ganze Römerreich unter 
seinem Zepter. Er erließ scharfe Verordnungen gegen das Heidentum. 
Heidnischer Gottesdienst und heidnische Feste (z. B. die Gladiatorenkämpfe 
und die Olympischen Spiele) wurden strenge verboten und hörten nach 
und nach auf. Au vielen Orten, z. B. in Alexandria, wnrden die schönen 
Göttertempel zerstört und die Anhänger der alten Religion blutig verfolgt. 
Da die Lehre des Athanasius auf dem Konzil zu Nizäa als Be- 
keuutuis der katholischen (fc>. h. allgemeinen) Kirche angenommen worden 
war, unterdrückte die Staatsregierung die Arianer mit Gewalt. 
Wie hoch die Macht der Kirche gestiegen war, mußte der Kaiser an sich selber 
erfahren. Bei der Niederwerfung eines Aufstandes in Thessalonich hatten kaiserliche 
Truppen Tausende von Menschen getötet. Als Theodosius auf einer Reise nach Mai- 
land kam, weigerte sich der dortige Bischof Ambrosius, ihm das Abendmcchl zu 
reichen, verwehrte ihm sogar den Eintritt in die Kirche. Erst nachdem der Kaiser 
öffentlich im Büßergewande um Vergebung seiner Missetat gebeten hatte, nahm ihn 
Ambrosius wieder in die Kirchengemeinschaft auf.
	        
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