Vorwort
Die Allerhöchste Lehrordnung für die bayerischen Lehrerbildungs¬
anstalten vom 30. Juli 1898 weist dem 2. und 3. Kurs der Präpa-
raudenschnle eingehende Behandlung der deutschen und bayerischen
Geschichte bis zum Ausbruche des 30 jährigen Krieges zu und zwar
unter gebührender Berücksichtigung der kulturgeschichtlichen Stosse.
Sie fordert ferner, daß man warm und lebensvoll unterrichte und die
Ereignisse im Zusammenhange ihrer Ursachen und Wirkungen beleuchte.
Ohne Zweifel wird damit der Geschichte im Vergleich zu früher im
Lehrplan eine bevorzugtere Stellung eingeräumt. Während bis zum
Erscheinen der neuen Lehrordnung die ganze deutsche und bayerische
Geschichte in einem dreijährigen Lehrgang an der Präparandenschule
unterrichtet werden mußte, ist jetzt ein verhältnismäßig weit kleinerer
Zeitraum gerade in den reiferen und arbeitskräftigeren Klassen durch¬
zunehmen. Diese Beschränkung der Pensa gestattet die so wünschens¬
werte Vertiefung und größere Ausführlichkeit in der unterrichtlicheu
Behandlung, gewährt somit den Lehrerbildungsanstalten einen Vorzug,
dessen sich andere Anstalten in gleicher Weise nicht erfreuen. Solch'
veränderte Verhältnisse, sowie verschiedene Anregungen und Aufmunte¬
rungen von seiten verehrter Amisgenossen bestimmten mich, vorliegendes
Buch zu schreiben.
Bei der Verabsassuug ging ich von der durch eine vieljährige
Erfahrung gewonnenen Ansicht aus, ein Lehrbuch der Geschichte für
Mittelschulen dürfe nicht zu knapp gehalten, also nicht eine bloße
Aufzählung der Tatsachen sein; es müsse, sosern man als Zweck des
Geschichtsunterrichtes Anbahnung des Verständnisses der Gegenwart be¬
trachtet, die Verkettung von Ursache und Wirkung erkennen lassen und
soviel enthalten, daß sich der Schüler beim Vortrag des Lehrers nicht
zu dem die Auffassung erschwerenden Nachschreiben gezwungen sieht.
Hinsichtlich der Auswahl des Stosses beschränkte ich mich auf
das Wesentliche und Wertvolle. Ereignisse, an welche sich eine be¬
deutsame Wendung knüpft, Personen, deren fortwirkender Einfluß zu
verspüren ist (z. B. Karl der Große, Otto der Große, Friedrich Bar¬
barossa u. s. w.), werden eingehend geschildert, alles andere wird neben-