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Die Kartoffel wollte sich immer noch nicht einbürgern, weil die
Bauern sie für gesundheitsschädlich hielten. Friedrich aber zwang die Leute,
sie anzupflanzen, und ruhte nicht eher^ als bis er seine Untertanen vom
Werte der Knollen überzeugt hatte. Eine besondere Sorgfalt wandte er
gleich seinem Vater dem Seidenbau zu.
In allen Teilen des Landes entstanden Fabriken. Die Leinen-
indnstrie nahm besonders in Schlesien einen mächtigen Aufschwung. In
Berlin errichtete Friedrich eine Porzellanfabrik. Für Kanfleute gründete
er eine Bank, die gegen mäßige Zinsen Geld auslieh, sodaß keiner mehr bei
Wucherern zu borgen brauchte. Neue Wasserwege erleichterten die Schiffahrt
im Lande. Der Planensche Kanal zwischen Havel nnd Elbe verkürzte
die Entfernung zwischen Brandenburg und Magdeburg; der Finow-Kanal
verband Havel und Oder.
Für die großen Aufgaben, die Friedrich sich stellte, brauchte er viel
Geld. Die Akzise, die schon der Große Kurfürst eingeführt hatte, wurde
bedeutend erhöht, doch sollten dabei die ärmeren Leute möglichst geschont
werden. Damm blieben Getreide, Mehl und Schweinefleisch steuerfrei; wohl
aber kamen schwere Abgaben auf Wein und Branntwein, die der König für
entbehrliche Genußmittel ansah. Als Luxusdinge betrachtete er auch Kaffee
und Tabak. Mit diesen Waren sowie mit Salz handelte jetzt allein der
Staat, und alle Leute mußten sie von den Personen beziehen, die er bestimmt
hatte. Er besaß also das Monopol. Natürlich schrieb der Staat auch
die Preise vor, und da er viel Geld verdienen wollte, wurden diese Dinge
recht teuer. So kostete das Pfund Kaffee damals wenigstens drei Mark.
Die hohen Preise erregten beim Volke viel Unzufriedenheit. Sie wurde
noch größer, weil der König d^ Zoll- und Steuer6eamteKaus Frankreich
berief, wo schon ähnliche Einrichtungen bestanden. Zudem ärgerten diese
Fremdlinge die Leute durch ihren Hochmut. Schließlich stellte sich sogar noch
heraus, daß sie den Staat um gewaltige Summen betrogen.
Friedrich ließ sich auch die Verbesserung des Rechtswesens angelegen
sein. Einige hervorragende Rechtsgelehrte arbeiteten auf seine Weisung hin
das Allgemeine preußische Landrecht aus; dieses wurde aber erst 1794
von seinem Nachfolger eingeführt. Alle preußischen Gebiete hatten seitdem
ein einheitliches Recht.
In religiösen Dingen dachte Friedrich milde und duldsam. Jeder
gehorsame Untertan konnte „nach seiner Fa^on selig werden." Deshalb
fanden auch solche Leute, die anderswo verfolgt wurden, in Preußen Unter¬
kunft. Selbst der Jesuitenorden, der damals vom Papste aufgehoben
und ans den katholischen Staaten vertrieben wurde, blieb in Schlesien, wo
er Niederlassungen hatte, unbehelligt.
Am Hofe Friedrichs Herrschte das Französische vor. Seine besten
Freunde waren Franzosen./ Er selbst sprach und schrieb mit Vorliebe fran¬
zösisch. In jüngeren Jahren spottete er zuweilen über die arme, plumpe
Sprache des deutschen Volkes. Gerade während seiner Regierung blühte
unsere Literatur ans. Klopstock schuf den „Messias," Lessing seine
„Minna von BarnhelmGoethe und Schiller schenkten der Welt ihre
Jugendwerke. Dies alles blieb Friedrich gänzlich fremd. Erst kurz vor
feinem Tode sprach er die Überzeugung aus, daß das deutsche Volk doch
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