Full text: Bis zum Tode Friedrichs des Grossen (Bd. 2)

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Gestalt und Farbe, so ihnen Gott der Schöpfer gegeben habe, 
nicht zufrieden sind, sondern, damit sie weißer und schöner er- 
scheinen möchten, waschen sie sich mit Mischungen von wohl- 
riechenden Wassern, streuen Poadre de Cypre in das Haar 
und tragen hohe Sturmhauben auf dem Kopfe, als ob sie 
alles, was ihnen begegnet, niederreißen wollten.*) Sie schämen 
sich, ihre Kinder selbst zu nähren, vernachlässigen die Haus¬ 
wirtschast, stürzen durch Müßigang, Spiel und Üppigkeit ihre 
Männer in Armut uud Elend." 
Glücklicherweise hat das Verderbnis nicht so tiefgefressen, 
wie der Kanzler meinte, es hat sich neben demselben auch viel 
Bravheit in allen Ständen, besonders den mittleren, erhalten. 
So wird besonders anerkannt, daß die Ehe in Achtung stand 
und ehrlich gehalten wurde.**) 
57. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst. 
Es war ein Glück für das Land, daß auf den schwachen 
Vater ein Söhn folgte, welcher alle diejenigen Eigenschaften, 
welche jenem fehlten, in hervorragendem Maße befaß, welcher 
durch Scharfblick, Thatkraft und Feldherrngröße in dem Maße 
sich hervorthat, daß ihm keiner seiner Zeitgenossen gleichkam. 
Als Prinz hatte er die zweideutige Politik Schwarzenbergs 
und die Thatlosigkeit des Vaters mit Verdruß und Schmerz 
beobachtet; während seines Aufenthaltes in Holland dagegen 
ein kleines Volk kennen gelernt, welches sich durch Fleiß und 
*) „Man glaubt beinahe, daß von unseren neuesten Zeit- und Mode- 
krankheiten die Rede ist", sagt König 1792! Verständig fügt er hinzu: 
„Mögen die Freunde des Alten zusehen, wie sie ihre Lobpreisungen der 
Vergangenheit rechtfertigen wollen." 
**) Der Bericht ist betitelt: Consultatio politica-theologica über den 
gegenwärtigen betrübten und kümmerlichen Zustand der Kur- und Mark 
Brandenburg ic. durch Hans Georgen von dem Borne, Chursürstl. Rath 
und Kanzler bei der Neumärkischen Regierung. Frankfurt ct. O. 1641.
	        
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