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* Im 12. Jahrhundert wurde ein Graf von Hohenzollern, namens Konrad I.,
vom deutschen Kaiser zum Burggrafen von Nürnberg ernannt. Die Burggrafen
waren kaiserliche Beamte, welche die Burg und das dazu gehörige Gebiet verwalteten,
das Kriegsvolk anführten und das Gericht ausübten. Graf Konrad und seine Nach¬
kommen standen wegen ihrer Tapferkeit im Stiege und ihrer Treue gegen den Kaiser
in hohem Ansehen. 265 ).
Kurfürst Friedrich I. (1415—1440).
Wahlspruch: „Wer auf Gott vertraut,
den verläßt er nicht."
Unter den Burggrafen von Nürnberg zeichnete sich besonders Fried¬
rich VI. aus. Er war der treueste Freund des Kaisers Sigismund
und hatte sich um dessen Wahl besonders verdient gemacht. Aus Dank¬
barkeit ernannte ihn Sigismund zum Statthalter der Mark Branden¬
burg und übergab ihm dieselbe später als erbliches Eigentum mit
der Würde eines Kurfürsten (1415). Friedrich nannte sich seitdem
Friedrich I., Kurfürst von Brandenburg.
Kampf gegen die Raubritter. Anfangs hatte Friedrich I. harte Kämpfe
zu bestehen gegen die mächtigen Raubritter, welche ihm den Gehorsam
versagten und ihn nicht als ihren Landesherrn anerkennen wollten.
Sie verließen sich auf ihre festen Burgen, nannten Friedrich spöttisch
„den Nürnberger Tand" und prahlten: „Wenn es auch ein ganzes Jahr
Burggrasen regnete, so sollten sie in der Mark doch nicht aufkommen."
Friedrich aber verzagte nicht, sondern zog mit Heeresmacht gegen die
widerspenstigen Raubritter. Mit seiner einzigen Kanone, die wegen ihrer
Schwere „die saute Grete" genannt wurde, schoß er ihre Raubburgen zu¬
sammen, und in kurzer Zeit waren Ruhe und Ordnung wiederhergestellt.
Friedrichs Eigenschaften. Friedrich I. war einer der trefflichsten
Fürsten seiner Zeit. Er besaß einen scharfen Verstand, redete geläufig
mehrere Sprachen und war klug und erfahren im Rate der Fürsten.
Beim Kaiser stand er so hoch im Ansehen, daß ihn derselbe bei längerer
Abwesenheit sogar zu seinem Stellvertreter ernannte. Mit unermüdlichem
Eifer sorgte Friedrich für das Wohl des Landes und war besonders wohl¬
tätig gegen die Armen und Notleidenden.
Kurfürstin Elisabeth. In seinem Streben wurde der Kursürst tat¬
kräftig unterstützt von seiner Gemahlin Elisabeth. Dieselbe zeichnete
sich ans durch Schönheit, Kenntnisse und Herzensgüte. Von ihren Unter¬
tanen wurde sie in hohem Maße geliebt und allgemein „die schone Else"
genannt. ^09. 400.
Friedrich I. starb nach einer segensreichen Regierung im Jahre 1440.
* Der zweite Nachfolger Friedrichs, Albrecht Achilles, gab 1473 das Hohen-
zollernfche Hausgesetz. In demselben ist bestimmt, daß die Mark stets ungeteilt
dem ältesten Sohne oder dessen Erben zufalle. Dies Gesetz hat eiuer unheilvollen Zer¬
splitterung vorgebeugt und daher nicht wenig dazu beigetragen, Brandenburg groß und
stark zu machen. _ re*.
* Joachim I., der fünfte in der Reihe der Kurfürsten aus dem Hause Hohen¬
zollern, war erst 15 Jahre alt, als er zur Regierung kam. Wegen seiner Jugend glaubten
r) Die Zahlen geben die Seiten des Arnsberger Lesebuchs Oberstufe an, wo ent¬
sprechender Lesestoff zu finden ist.