Full text: Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte

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streng gegen sich selber. Besonderes Vertrauen hatte er zu der Astrologie 
und verbrachte mit seinem Astrologen S e n i ganze Nächte, um die küns- 
tigen Schicksale aus den Sternen zu lesen. Mit dem neugebildeten Heere 
brach er gegen Mansseld auf und besiegte ihn 1626 an der Elbbrücke bei 
Dessau. Dann verfolgte er den unermüdlichen Kämpen durch Schlesien 
nach Ungarn. In Dalmatien, auf dem Wege nach Venedig, starb Mans- 
seld. In voller Rüstung, auf 2 Offiziere gelehnt, erwartete er den Tod 
stehend. Wallenstein aber verlor durch Seuchen fast sein ganzes Heer. 
Indessen hatte Tilly den unfähigen Dänenkönig bei Lutte r am B a ren- 
b erge, nordwestlich vom Harz, besiegt und bis auf seine Inseln gejagt 
(1626). Nun zog Wallenstein mit neuen Heeren heran und brandschatzte 
die Nord-und Ostseeländer so unbarmherzig, daß überall Entrüstung laut 
wurde. Der Kaiser aber gab ihm das Herzogtum Mecklenburg zu ver- 
walten und ernannte ihn zum General des baltischen Meeres. Ein Dorn 
im Fuße war ihm die feste Hansastadt Stralsund. Er schwur: „Und 
wenn sie mit Ketten an den Himmel gebunden wäre, so müßte sie doch 
herunter." Die Bundesgenossen Stralsunds, die Schweden, wollte er mit 
Ruten nach Hause peitschen. Aber nachdem er 12000 Magn vor den Wällen 
Stralsunds verloren, mußte er die Belagerung aufheben. Weil neue 
Feinde drohten, schloß der Kaiser mit Christian IV. den Frieden zu 
Lübeck, der diesem wohl sein Land, nicht aber seine verlorene Ehre 
zurückgab (1629). Vorher hatte der Kaiser das Restitutionsedik t 
erlassen, das den Evangelischen die Zurückgabe aller Kirchengüter befahl, 
die sie seit 1552 eingezogen hatten. Dasselbe verschuldet hauptsächlich 
die Verlängerung des Krieges. Auf dem Reichstage in Regensburg er- 
hoben sich von allen Seiten so viele und laute Klagen über Wallenstedts 
Stolz, Herrschsucht und Grausamkeit, daß sich der Kaiser zu seiner Ab- 
setzung genötigt sah (1630). Ohne ein Wort der Rechtfertigung zog 
sich der stolze Mann auf seine böhmischen Güter zurück, richtete einen 
prachtvollen Hofstaat ein und „wartete auf seine Zeit". 
4. Die schwedische Periode (1630—36). Der Kaiser verfuhr 
immer schonungsloser mit den Protestanten. Da kam ihnen von Norden 
ein Helfer. Gustav Adolf von Schweden, ein Herrscher von könig- 
licher Gestalt, hohem Feldherrntalent und edlem Herzen, nahm sich seiner 
Glaubensgenossen und seiner vertriebenen Vettern, der Herzöge von 
Mecklenburg, an. Für Schweden wollte er als Sieger die Küstenländer 
der Ostsee gewinnen. Der Kaiser spöttelte bei seiner Kriegserklärung: 
„Wir haben halt ein neuesFeindl bekommen!" Aber Tilly sagte ernst: 
„Majestät, kein Feindl, einen rechten Feind!" Die Hofleute aber nann- 
ten ihn einen Schneekönig, der bald an der südlichen Sonne zerschmel- 
zen würde. Gustav Adolf landete mit 13 000 Mann wohlgeschulter 
Truppen während eines Gewitters auf der Insel Usedom. Knieend 
dankte er Gott für die glückliche Überfahrt; seinen Offizieren und Sol- 
daten rollten dabei Thränen in den Bart. Da sagte er: „Weinet nicht.
	        
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