— 19 —
baten mit warmer Kleidung zu versorgen, unb kam den Familien zu Hilfe,
bereit Ernährer für bas Vaterlanb in bett Krieg gezogen waren. Sie ging
selbst oft in bie Lazarette, tröstete bie Verwunbeten unb sah nach, ob sie auch
gute Betten hatten unb kräftige Nahrung erhielten.
Die edle Fürstin ist nicht verschont geblieben von schweren Leiden.
Von acht lieben Kindern wurden ihr zwei Söhne durch den Tod ent¬
rissen. Den größten Schmerz bereitete ihr aber die Krankheit ihres
teuren Gemahls, des Kaisers Friedrich. Sie wich nicht von seiner Seite
und war nur barauf bedacht, fein schweres Leiden zu erleichtern. Mehr¬
mals schrieb er ihr deshalb auf einen Zettel: „Wie werde ich Dir das
alles vergelten können!"
Unbeschreiblich war ihr Schmerz, als Kaiser Friedrich starb. Das
ganze Volk nahm innigen Anteil an ihrem Kummer und wird der edlen
Kaiserin Friedrich stets in Liebe gedenken. Sie starb im Jahre 1901 im
Alter von 60 Jahren. 36. 252.
König und Kaiser Wilhelm I. 1861—1888.
31. Prinz Wilhelm vor -er Thronbesteigung.
Die Eltern des Kaisers Friedrich waren Kaiser Wilhelm I. und die
Kaiserin Augusta. Sie waren die Großeltern unseres jetzigen Kaisers.
Wilhelm I. wurde am 22. März 1797 geboren. Er war der zweite
Sohn Friedrich Wilhelms III. und der edlen Königin Luise. Sein älterer
Bruder hieß Friedrich Wilhelm.
Die fromme Mutter leitete selbst bie erste Erziehung. Sie pflanzte
frühzeitig Mitleid unb Erbarmen in das Herz ihrer Kinder und sah es
gern, wenn diese wohltätig gegen Arme und Verlassene waren.
Die Jugend Wilhelms I. war eine harte; sie fiel in eine sehr traurige
Zeit. Napoleon, der Kaiser der Franzosen, besiegte den König von Preußen
unb entriß ihm bte Hälfte seines Landes. Die Franzosen zogen in Berlin
ein, und die königliche Familie mußte fliehen bis,nach der Stadt Memel.
Prinz Wilhelm war bamals erst 9 Jahre alt unb hat also schon als
Kinb bas Unglück bes Vaterlanbes kennen gelernt
Im Alter von 13 Jahren verlor er seine gute Mutter, bte Köni¬
gin Luise.
Als Jüntzling von 17 Jahren zog er mit in bett Krieg gegen bie
Franzosen unb erhielt für feine Tapferkeit das Eiserne Kreuz.
Im Jahre 1829 vermählte er sich mit der Prinzessin Augusta von
Sachsen-Weimar. Gott schenkte ihnen einen Sohn und eine Tochter. Der
Sohn war der spätere Kaiser Friedrich. Die Tochter Luise ist bte Ge¬
mahlin bes Großherzogs von Baben geworben.
Prinz Wilhelm erhielt bett Titel „Prinz von Preußen«, als sein
Bruder zur Regierung kam. Später mußte er für biefen bie Regierung
führen. Er würbe dann , Prinzregent" genannt. 338. 239.
3*