124 Die preußische Provinz Hannover [ß
läge zum Königreich Hannover bildete, und der ältere Bruder
Braunschweig-Wolfenbüttel in dem Umfange bekam, wie es im
wesentlichen noch heute besteht. Nach dem Aussterben der calen-
bergschen Linie (1584) war die braunschweigische die Erbin des
Landes.
IV. Aus dem Zeitalter der Reformation.
1. Die neue Zeit wird durch ein wichtiges Ereignis eingeleitet,
durch die Hildesheimer Stiftsfehde. Bischof Johann von
Hildesheim wollte den Wohlstand des verschuldeten Stiftes beson¬
ders durch Einlösung der vielen verpfändeten Güter heben. Dem
widersetzten sich die Ritter, besonders die von Saldern, und brachten
einen Bund zustande, dem sich auch die Herzoge von Braunschweig
und von Calenberg anschlössen, während Herzog Heinrich der Mittlere
von Lüneburg, die Grafen von Schaumburg it. a. zum Bischof
hielten. Nach dem Tode des Kaisers Maximilian brach die offene
Fehde endlich aus. Aber in der Schlacht bei Soltau (29. Juni
1519) siegten die Hildesheimischen. Viele Ritter sielen; Herzog
Erich von Calenberg wurde mit seinem Neffen und vielen Edlen
gefangen, während Heinrich der Jüngere von Braunschweig nur
mit Mühe entkam. Doch dauerte der Kamps noch fort, zumal als
der Bischof sich dem kaiserlichen Spruche nicht fügen wollte und
deshalb in die Reichsacht erklärt war, die die Herzöge von Braun-
fchweig und von Calenberg vollstrecken sollten. Erst 1523 kam es
zu Quedlinburg zum Frieden. Das Bistum verlor allein große
Gebiete, die es aber mit einigen Ausnahmen, wenn auch erst nach
mehr als hundert Jahren wieder gewann.
2. Unter den braunschweigisch-lüneburgischen Fürsten waren
die Herzoge von Lüneburg und von Grubenhagen der Reformation
zugethan, während die Herzoge von Wolfenbüttel und von Calen¬
berg eifrige Anhänger der katholischen Kirche waren, bis endlich mit
dem Erlöschen dieser beiden Linien der Protestantismus überall
siegte. Heinrich der Bekenner, am wittenbergischen Hofe
erzogen und durch den berühmten Spalatin in die Lehre Luthers
eingeführt, begann schon 1523 in seiner Hauptstadt Celle die Re¬
formation. Seine Milde und seine Beharrlichkeit verschafften ihr
1533 den völligen Sieg. Sein Sohn und Nachfolger befestigte
die neue Lehre durch eine Kirchenordnung unter Zustimmung der
ganzen Landschaft. Ohne Mühe wurde sie 1534 durch Amsdorf
auch in Grubenhagen eingeführt.
3. Herzog Erich der Ältere von Calenberg-Göttingen
war ein getreues Ebenbild des Kaisers Maximilian, an dessen
zahlreichen Kämpfen er ehrenvollen Anteil nahm, und dem er, selbst