11] Regierungsbezirk Pfalz (Rheinpfalz). 261
Im Namen seiner Schwägerin der Herzogin von Orleans,
Prinzessin Elisabeth« Charlotta, Schwester des Kurfürsten Karl,
erhob Ludwig XIV. Anspruch auf die Pfalz. Nach jahrelangen
Unterhandlungen erzwang er 1688 den Einmarsch in Heidelberg,
Mannheim, Frankenthal unter den ärgsten Bedrückungen. Als
er dem Bunde der Seemächte nicht gewachsen war und die Pfalz
räumen mußte, gab er 1689 den Befehl: „brülez le Palatinat“.
Vom Januar bis April d. I. wurden Heidelberg, Mannheim,
Frankenthal, Speyer, Worms, Kreuznach, Dürkheim und zahlreiche
andere Orte und Burgen eingeäschert, die Bewohner vertrieben,
Rebstöcke und Obstbäume niedergehauen, das Land barbarisch
verheert. Anführer waren Melac und Montelar. Speyer und
Worms haben sich von diesem Ruin nie wieder erholt. — Als
Flüchtling starb der Kurfürst bei seinem Schwiegersohn, Kaiser
Leopold I., zu Wien.
Johann Wilhelm (1690—1716), des vorigen Sohn.
Er verlegte seine Residenz nach Düsseldorf, wo er einen glänzen¬
den Hofstaat hielt und die berühmte Gemäldesammlung (jetzt
alte Pinakothek zu München) anlegte. — 1693 ward Heidelberg
und die Pfalz von den Franzosen abermals verheert. — Durch
die Ryswicker Klausel (1697) wurden die Protestanten in der
Pfalz sehr gedrückt, so daß 1705 die Kurpfalz von Preußen
zur sogenannten „Religionsdeklaration" genötigt wurde, in welcher
den Protestanten freie Religionsausübung gewährt ward. —
Im spanischen Erbfolgekrieg stand der Kurfürst treu auf Seiten
des Kaisers Leopold I., seines Schwagers; er erhielt von ihm
die Oberpfalz und das Erztruchsessenamt zurück, verlor diese
Errungenschaften jedoch wieder im Rastatter Frieden (1714). —
Er erwarb Ladenburg, einen Teil von Sponheim und das Amt
Böckelheim a. d. Nahe. Für die Verschönerung seiner Residenz
Düsseldorf brachte er große Opfer; auch gründete er hier die
berühmte Kunstakademie (van der Werff u. A.).
Karl Philipp (1716 — 1742), des vorigen Bruder. Er
war früher Johanniter und kämpfte in Ungarn gegen die Türken;
später ward er kaiserlicher Feldmarschall und Statthalter von Tyrol.
Er verlegte 1717 seine Residenz nach Heidelberg, beschränkte
den Hofluxus, brachte den Staat in Ordnung. Doch bedrückte
er auf Veranlassung der Jesuiten die Protestanten, nahm ihnen
den Heidelberger Katechismus, und als sich die Protestanten
Heidelbergs mit Beschwerde an den Reichstag wandten, verlegte
er seinen Hofhalt nach Mannheim (1720). — Seine einzige
Tochter war an Joseph Karl Emanuel von Sulzbach ver¬
heiratet und diesem wollte er sein ganzes Erbe hinterlassen.
Allein Preußen machte Anspruch auf Jülich und Berg, so daß