Full text: Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte

5] Großherzoglum Baden. 305 
geschlagen und mußte fliehen. Markgraf Wilhelm erhielt vom 
Kaiser seine Länder zurück, in denen er nun wieder das katho¬ 
lische Bekenntnis einführte. Sein Hauptaugenmerk richtete er 
vor allem darauf, den Wohlstand seines Landes durch Sparsam¬ 
keit und umsichtige Verwaltung zu heben. Es gelang ihm, in 
seinem durch den Krieg und die Mißwirtschaft feines Vorgängers 
fast ganz zerrütteten Lande wieder erträgliche Zustände zu 
schaffen. Noch größeren Ruhm erwarb sich sein Enkel: 
2. Markgraf Ludwig Wilhelm (1677—1707), ein aus¬ 
gezeichneter Fürst und einer der größten Kriegshelden. Schon 
als Jüngling mit neunzehn Jahren trat er in das kaiserliche 
Heer, das damals am Rhein gegen die Heere Ludwigs XIV. von 
Frankreich im Felde stand. Bei der Erstürmung von Philipps¬ 
burg zeichnete er sich durch seinen Mut und feine Unerschrocken¬ 
heit so rühmlich aus, daß ihm der Kaiser den Oberbefehl über 
ein Regiment verlieh. Als er mit dreiundzwanzig Jahren für 
volljährig erklärt wurde, widmete er sich mit Eifer und Umsicht 
der Verwaltung seines Landes. Aber nicht lange konnte er sich 
dieser friedlichen und segensreichen Thätigkeit hingeben. Im 
Osten des Reiches hatten sich die Türken, die „Erbfeinde des 
Christentums", wieder erhoben. Angesichts dieser Gefahr 
wollte er nicht müßig auf dem Schlosse seiner Ahnen weilen. 
Er trat wieder in kaiserliche Kriegsdienste und beteiligte sich an 
den Feldzügen des Kaisers Leopold gegen die Ungläubigen. 
Nach einigen siegreichen Gefechten ernannte ihn der Kaiser zum 
Oberbefehlshaber _ seines Heeres. In drei großen Feldzügen 
schlug er nun die Türken bis zur Vernichtung. Durch seine 
persönliche Tapferkeit, durch welche er die Truppen mit sich fort¬ 
riß, durch feine klugen Anordnungen fesselte er überall den Sieg 
an seine Fahnen. Zahlreiche Beutestücke brachte er aus den 
siegreichen Schlachten zurück. Seine Verdienste belohnte der 
Kaiser dadurch, daß er ihm die höchste und seltene Würde eines 
„Generallieutenants" verlieh. Das Volk gab ihm den Ehren¬ 
namen „Türkenlouis", unter welcher Bezeichnung er noch heute 
fortlebt. Während der Markgraf an der Oftgrenze des deutschen 
Reiches ein starker Schutz und Hort gegen die andrängenden 
Türken war, drangen die „Erbfeinde von Westen", die Fran¬ 
zosen , sengend und brennend über den Rhein (im pfälzischen 
Erbfolgekrieg). Die ganze Rheinpfalz lag verwüstet, und die 
mordbrennerischen Scharen schwangen die Brandfackel auch über 
die badischen Lande. Baden-Baden, die Residenz Ludwigs, 
wurde ebenfalls in Asche und Trümmer gelegt. Nur ungern 
verließ Ludwig, den die Unglücksbotschaft inmitten feiner Sieges- 
Landes- u. Provinzialgeschichte, Gesamtausgabe. 20
	        
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