Das Mittelalter
16. Chlodwig; 481—511.
a. Begründung des Frankenreiches. Auf den Trümmern des unter¬
gegangenen weströmischen Reiches gründeten allein die Franken eine
dauernde Herrschaft. Sie zerfielen in salische und ripuarische (d. h.
Ufer-) Franken; jene wohnten im nordöstlichen Gallien, zwischen Maas
und Somme, diese zu beiden Seiten des Niederrheins. Alle Franken
waren gefürchtete Krieger; ihre Bewaffnung bestand vor allem aus der
zweischneidigen Streitaxt und dem mit Widerhaken versehenen Wurfspieße;
Panzer und Helm wurden nur von wenigen getragen. Von ihren Feinden
wurden die Franken als die treulosesten und grausamsten aller Menschen
bezeichnet. Noch waren sie Heiden von uubezähmter Wildheit. Der
erste christliche König dieses Volkes war Chlodwig, aus der Familie
der Merowinger, der als fünfzehnjähriger Jüngling seinem Vater in der
Regierung folgte und der Gründer des Frankenreiches wurde. Dem
thatendnrsügen Jüngling war das väterliche Erbe viel zu klein. Zu¬
nächst brachte er die in mehrere Reiche gespaltenen salischen Franken
unter seine Herrschaft; mit ihnen begann er die Eroberung Galliens.
Nach dem Untergange des Römerreiches hatte sich in Mittelfrankreich
noch ein Teil der Provinz Gallien gehalten, über den ein ®tattf)üUev^ua//fUum
selbständig gebot. Nach deutscher Sitte forderte Chlodwig denselben auf, ^
Ort und Zeit der Schlacht zu bestimmen. Chlodwig siegte, sein Gegner
floh zum Könige der Westgoten, der ihn treulos dem Chlodwig aus¬
lieferte. Dieser ließ ihn hinrichten und nahm das Land bis zur Loire in
Besitz. Seinen Herrschersitz verlegte Chlodwig bald darauf nach Paris.
b. Krieg gegen Alemannen und Westgoten. Chlodwigs Gemahlin
stammte aus Burgund und war Chrisün, während er noch im Heidentum
lebte. Sie drang wiederholt in ihn, auch Christ zu werden, bis er
sich in einem Kriege gegen die Alemannen dazu entschloß. Diese
hatten sich nach dem Abzüge der Burgunder (S. 141) auch über die linke
Rheinseite und zugleich nach Süden über die Schweiz ausgebreitet und
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