fullscreen: Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der pfälzischen Volksschulen

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so viel Geld nicht einmal wert war. Und dies alles geschah, ob— 
wohl der König Befehl erlassen hatte den abziehenden Einwohnern 
400 Wagen zu stellen! 
Nichts wird je erbarmungswürdiger sein als der Schmerz 
und die Bestürzung, die in der ganzen Stadt herrschten, nachdem 
das bevorstehende Niederbrennen verkündigt worden war. Man 
hörte nur Jammergeschrei, man sah nur Tränen. Besonders 
herzzerreißend und zum Mitleid bewegend äußerte sich der Schmerz 
der Frauen, die vor Verzweiflung sich die Haare rauften und 
mit dem Kopfe gegen die Mauern stießen. Schließlich, als die 
Gnadenfrist abgelaufen war, mußten die Einwohner Speyers ihre 
Stadt verlassen und alles, was sie darin besaßen, aufgeben ohne 
anderswo Mittel zum Lebensunterhalt zu haben. Nun begann 
das Wehklagen aufs neue und stärker als vorher. Es ist aber 
auch gewiß, daß es nichts Mitleiderregenderes geben kann, als 
es dieser unglücksvolle Auszug aus Speyer war. Der Edelmann, 
der Handwerker, der Arme, der Reiche, alle waren untereinander 
gemengt, ohne Rücksicht, die einen so elend wie die anderen. 
Man bemerkte an diesem Tage mitten unter der unzählbaren 
Menge von Menschen zwei- oder dreihundert Edelfrauen und 
Bürgerinnen, wie sie zu Fuß aus der Stadt wanderten, viele 
mit Säuglingen auf dem Arm und noch dazu gefsolgt von fünf 
oder sechs Kindern. Alle schritten sie hinaus ohne zu wissen, wo 
sie die nächste Nacht schlafen sollten oder wie sie Nahrung fänden. 
Denn, wissen Sie, daß die Kriegssteuern an Geld, die Lieferungen 
für Mannschaften und Pferde, die Geschenke, die Beschaffung von 
Wein, Holz und Licht für die Besatzung und anderes die Mittel 
der Einwohner Speyers dermaßen erschöpft hatten, daß beim 
Auszug drei Viertel von ihnen keinen Sou mehr besaßen. Die 
wenigen, die so glücklich gewesen waren etwas Geld zurück— 
zubehalten, hatten es in die Erde vergraben aus Furcht unter— 
wegs von den Soldaten ausgeplündert zu werden; wirklich geschah 
dies mehreren, die diese Vorsicht nicht angewendet hatten. 
Während der folgenden zwei Tage wurde das menschen— 
leere Speyer den Soldaten zur Plünderung preisgegeben. Die 
Folge davon war, daß diese tausend Ruchlosigkeiten darin be— 
gingen; denn in der Hoffnung verborgene Schätze zu finden 
stürzten sie Altäre um, durchwühlten die ältesten und verehrungs— 
würdigsten Gräber und Grüfte ohne selbst das Grab eines
	        
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