Full text: Grundriß der brandenburgisch-preußischen Geschichte

§ 25. Friedrich Wilhelm II. 1786—97. 51 
unter Kalkreuth zwangen Mainz zur Uebergabe. Aber während die Schreckens¬ 
regierung in Frankreich durch das Aufgebot aller Waffenfähigen nicht nur 
die innern Gegner niederwarf, sondern auch im äußern Kriege sich bald 
überlegen zeigte, wurde die Koalition durch gegenseitiges Mißtrauen all¬ 
mählich gelöset. Insbesondere wurde die Kriegführung am Ober- und 
Mittelrhein durch ein Zerwürfniß zwischen dem Herzoge von Braunschweig 
und dem österreichischen General Wurmser so sehr gelähmt, daß die Fran¬ 
zosen, obwohl bei Kaiserslautern dreimal (30. Nov. 1793; 23. Mai und 
20. Sept. 1794) geschlagen, dennoch die Verbündeten zuletzt über den Rhein 
zurückdrängten und das ganze linksrheinische Gebiet mit Ausnahme von 
Luxemburg und Mainz besetzten. Die fortdauernde Uneinigkeit, der Mangel 
an Geld und die Verwicklungen in Polen bewogen den König Friedrich 
Wilhelm, 1795 (5. April) mit der neuen Direktorialregierung von Frank¬ 
reich den Frieden zu Basel zu schließen, demgemäß er auf die links¬ 
rheinischen Besitzungen (Mors, Geldern und einen Theil von Kleve) unter 
der Bedingung verzichtete, daß ihm späterhin beim allgemeinen Frieden eine 
genügende Entschädigung in Deutschland gegeben würde. Nach einer be¬ 
sonderen Übereinkunft wurde durch eine Demarkationslini e die Neutralität 
der norddeutschen Länder, falls diese dem Frieden beiträten, sicher gestellt. 
c. Zweite und dritte Theilung Polens. Während Oesterreich 
und Rußland in einen Krieg mit der Türkei verwickelt waren, schloß die 
patriotische Adelspartei in Polen einen Bund mit Preußen, dessen Minister 
Herzberg ihnen gegen Abtretung von Danzig und Thorn eine Unterstützung 
zur Befreiung des Landes vom russischen Einflüsse in Aussicht stellte. Die 
Patriotenpartei gab dem Lande 1791 eine neue Verfassung, wonach die 
Krone im kursächsischen Hause erblich fein und die Reichstage, unter Auf¬ 
hebung des freien Veto, nach der französischen Konstitution von 1789 ein¬ 
gerichtet werden sollten. Gegen diese Verfassung erhob sich die Konfö¬ 
deration zu Targowicz zur Aufrechthaltung des alten Zustandes. Und 
kaum hatte die russische Kaiserin Katharina II. den Krieg mit der Türkei 
beigelegt, so verband sie sich mit den Unzufriedenen und ließ ihre Truppen 
in Polen einrücken. Die Patrioten unter Kosciusko wurden bei Du- 
bienka besiegt. Damit Rußland nicht ganz Polen gewinne, ließ Preußen 
unter dem Vorwande, die durch eine Verbindung der Patrioten mit Frank¬ 
reich geförderte Freiheitsschwärmerei zu bekämpfen, feine Truppen einrücken. 
Anfangs 1793 verband sich Preußen mit Rußland und erhielt bei der 
alsbald durchgeführten zweiten Theilung Polens außer Thorn und 
Danzig fast ganz Groß-Polen oder Süd-Preußen (Gnesen, Posen, 
Kalisch). 
Schon 1794 erhoben die Polen unter Kosciusko (und Madalinski) 
abermals die Waffen für Herstellung ihrer Verfassung und errangen einige 
Vortheile übet die Russen, wurden jedoch von den Preußen unter des 
Königs eigener Führung besiegt. Zwar mußten die Preußen die Belagerung 
von Warschau wegen eines Aufruhrs in den jüngst erworbenen Landes¬ 
theilen aufheben; aber neue russische Truppen rückten unter Suworoff und 
Fersen in Polen ein. Kosciusko wurde von Letzterem geschlagen und ge¬ 
fangen genommen; Suworoff erstürmte Praga und zwang darauf Warschau 
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