Full text: Grundriß der brandenburgisch-preußischen Geschichte

52 § 26. Friedrich Wilhelm III. 1797—1840. 
zur Uebergabe. Der König Stanislaus Poniatowski wurde pensioniert und 
Rußland, Preußen und Oesterreich einigten sich 1795 über die dritte 
Theilung Polens. Preußen erhielt das Gebiet zwischen Weichsel und 
Niemen oder Neu = Ostpreußen mit Warschau und einen Theil des 
Krakauer Landes (Neu-Schlesien). 
d. Unter den innern Einrichtungen war das 1787 eingesetzte 
Ober-Schnl-Kollegium für das Unterrichtswesen sehr förderlich, wo¬ 
gegen das 1788 erlassene Religions-Edikt (Wöllners) gegenüber der 
schon weit verbreiteten Freigeisterei eine wahre Religiosität herzustellen nicht 
vermochte. Für das Rechtswegen war von hoher Bedeutung die Vollendung 
des Landrechts. Zur Ausbildung von Militair-Aerzten diente die Pepiniere, 
sowie die Thierarzneischule. Auch die Kunst wurde nicht vernachlässigt (das 
Brandenburger Thor, das neue Schauspielhaus in Berlin und das Mar¬ 
morpalais bei Potsdam). Der Gewerbfleiß sand rege Unterstützung; den 
Handel förderte die Anlage von Kunststraßen und die Aushebung der Mono¬ 
pole (Tabak und Kaffee), sowie der französischen Regie, mit welcher das 
Volk sehr unzufrieden war. Für die Laudwirthschast und besonders für die 
Kultivierung der neuen Gebietstheile wurden große Summen aufgewendet. 
In Folge dieses Umstandes, sowie durch die laugen Kriege und zum Theil 
auch durch den Aufwand des Hofes war nicht nur der Staatsschatz geleert, 
sondern auch eine bedeutende Schuldenlast dem Lande aufgebürdet. 
Friedrich Wilhelm III. 1797-1840. 
A. Ereignisse bis zu den Freiheitskriegen. 
§ 26. 
Preußens Neutralität 1797—1806. 
Die seit dem Baseler Frieden beobachtete Neutralität wurde auch von 
Friedrich Wilhelm III. wegen der erschöpften Finanzen festgehalten, obgleich 
England, Oesterreich und Rußland bei der Bildung der 2. Koalition gegen 
Frankreich 1798 alles aufboten, Preußen zur Theilnahme am Kriege zu 
bewegen. Durch diese Neutralität sowie durch die größte Ordnung und 
Sparsamkeit in allen Zweigen der Verwaltung, welche Sparsamkeit übrigens 
nicht hinderte, die nöthigen Summen für des Landes Wohl aufzuwenden, 
gelang es dem Könige, in den ersten neun Jahren feiner Regierung die 
Hälfte der Staatsschuld zu decken und sogar einen Staatsschatz von 17 Mill. 
Thlrn anzusammeln. Nachdem der Krieg der 2. Koalition durch den Frieden 
zu Sünebille 1801 beendet war, schloß Preußen mit Frankreich einen Vertrag 
über die Entschädigung für die im Baseler Frieden abgetretenen Besitzungen 
auf dem linken Rheinufer und erhielt durch deu Reichsdeputationshaupt¬ 
schluß 1803 statt der verlorenen 48 im Ganzen 180 □Meilen, nämlich: 
die säkularisierten Bisthümer Hildesheim und Paderborn, das kur-mainzische 
Thüringen (das Eichsfeld und Erfurt), den östlichen Theil des Hochstiftes 
Münster mit der gleichnamigen Hauptstadt, die Abteien Quedlinburg, Herford, 
Essen, Werden, Elten und die Reichsstädte Goslar, Mühlhausen und Nordhausen.
	        
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