C. Aus der sagenhaften Vorgeschichte
der Perser.
1. Cyrus, der Gründer des Perserreiches.
Das heutige Persien, das sich östlich von Mesopotamien vom Meder
Kaspischen Meer im Norden bis zum Persischen Golf im Süden er- unö ^er,er'
streckt, bewohnten im Altertum zwei Völker, die Meder und die Per¬
ser. Um das Jahr 600, zur Zeit des Solon, waren die Perser, die
im Süden wohnten, den Medern untertan, deren Reich die nördliche
Hälfte des heutigen Persiens umfaßte.
Unter dem Mederkönig Astyages verloren aber die Meder die Cyrus' Geburt.
Oberherrschaft über die Perser. Diesem König träumte einst, der Sohn
seiner Tochter M and ane werde ihn vom Throne stoßen und statt
seiner herrschen. Voller Angst vermählte er seine Tochter nicht mit
einem vornehmen Meder, sondern mit einem Manne aus dem Stamm
der unterworfenen Perser, weil er meinte, dem Sohne eines niederen
Persers werde es nimmermehr möglich sein, den König abzusetzen.
Bald darauf aber träumte er wieder von seiner Tochter: ein Wein¬
stock wüchse aus ihrem Schoß hervor, werde immer größer und be¬
schatte zuletzt ganz Asien. Die Traumdeuter sagten ihm, dieser Traum
habe dieselbe Bedeutung wie der vorige. Nun ließ er Mandane wieder
zu sich kommen, und als sie bald darauf einen Sohn bekam, übergab
er ihn seinem Feldhauptmann Harpagus mit dem Aufträge, das
Kind zu töten. Harpagus aber brachte es nicht übers Herz und sagte
darum einem der Hirten des Königs, er möchte das Kind im Gebirge
aussetzen. Nur war dem Hirten gerade ein toter Knabe geboren wor¬
den, und deshalb beredete ihn seine Frau, das tote Kind ins Gebirge
zu bringen, den kleinen Cyrus aber, so hieß das Enkelkind des Königs,
zu behalten. Nach zwölf Jahren war der vermeintliche Hirtensohn zu Anerkennung
einem kräftigen, gewandten und kecken Knaben herangewachsen. Eines beS St,raä
Tages hatten ihn seine Kameraden im Spiel zum König gewählt. Ein
Knabe aus vornehmer Familie wollte ihm aber nicht gehorchen und
bekam darum auf Befehl des kleinen Königs Schläge. Weinend lief