I. Die Nordmark.
Mit dem Vordringen der Hunnen aus Asien nach
Europa im Jahre 375 rt. Chr. beginnt eine große Völker-
oanderung von Qsten nach Westen. Auch viele Stämme
oer Germanen, welche das jetzige Deutschland bewohnten,
oerließen ihre Heimath und gründeten in England, Frank¬
reich und anderen Ländern neue Reiche. Tie verlassenen
Gegenden wurden bald von anderen Stämmen in Besitz ge¬
nommen. So dehnten die Sachsen, welche früher etwa nur
Holstein besaßen, ihre Herrschaft im Westen der Elbe bis
fast an den Niederrhein aus. Dagegen kam der östliche Theil
der norddeutschen Ebene oder das Land von der Weichsel bis
zur Elbe in die Gewalt slawischer Stämme, welche den ge¬
meinsamen Namen Wenden führten. Sachsen und Wenden
waren kriegerischen Sinnes und geriethen nicht allein unter
sich, sondern auch mit anderen Nachbarvölkern oft in Streit.
Der berühmte Frankenkönig K arl der Große, welcher
von 768 bis 814 regierte und am H. Weihnachtsfefte 800
als erster christlicher Kaiser vom Papste gekrönt wurde, hielt
es für feine Pflicht, die unruhigen Stämme an der Grenze
seines Reiches zu unterwerfen und durch Einführung des
Christenthums zu veredeln. Er wandte sich zuerst gegen die
(Sachsen und zwang das hartnäckig widerstrebende Bolk durch
viele blutige Kriege zur Anerkennung seiner Herrschaft und
Zur Annahme des Christenthums. Tann griff er auch die
Wenden an und erfocht über sie manchen Sieg, ohne jedoch
ihr Gebiet völlig zu unterwerfen. Zur Sicherung der Mar¬
ken oder Grenzländer an der Elbe wurden Markgrafen ein¬
gesetzt.
Das mächtige Reich Karls des Großen zerfiel unter
seinen Nachkommen schon bald durch Theilung und Zwie-