Wilhelm I.
147
verborgene ans Licht ziehen. Gegen die Bedürftigen will ich
wohlthätig sein; ich will mich darin von keinem übertreffen lassen.
Die Tugenden der Königin, meiner vollendeten Mutier,
sollen mir unvergeßlich sein, und das Andenken der Verklärten
soll bei mir stets in einem gerührten und dankbaren Herzen
wohnen. Meinen Geschwistern gelobe ich zärtliche Liebe und
allen Mitgliedern der Familie, welcher ich angehöre, treue Er¬
gebenheit.
Den Pflichten des Dienstes will ich mit großer Pünkt¬
lichkeit nachkommen und meine Untergebenen zwar mit Ernst zu
ihrer Schuldigkeit anhalten, aber ihnen auch mit freundlicher
Liebe begegnen. Ich will unablässig an der Verbesserung meines
Herzens arbeiten. Verderbte Menschen und Schmeichler will ich
entschlossen von mir weisen. Die Besten, die Geradesten, die
Aufrichtigsten sollen mir die liebsten sein. Die will ich für
meine wahren Freunde halten, die mir die Wahrheit sagen, wo
sie mir mißfallen könnte.
Jeder Versuchung zum Bösen will ich kräftigen Widerstand
leisten und Gott bitten, daß er mich stärke."
6.
Unter den vielen Einzel-Heldenthaten der Kämpfe bei dem
letzten Sturme auf die Düppeler Schanzen möge hier nur die¬
jenige des Pionier Klinke Platz finden. Die Pallisaden der
Schanze 2 schienen nnübersteiglich. Da bahnte ein neuer Winkel¬
ried den Weg durch die Balken — der schlichte Pionier Klinke.
Er legte auf den Pulversack feine brennende Lunte, und mit den
Pallisaden flog zerschmettert der Brave in die Luft. Den Ka¬
meraden stand nun der Weg offen und sie eroberten das vom
Lieutenant Anker so heldenmütig verteidigte Fort.
7.
Am 3. Juli 1866 führte König Wilhelm bei Königgrätz
feine Soldaten selbst in den blutigen Kampf. Er achtete garnicht
10*