§ 29. Die Perser. 73
beim Spiele zum Könige gewählt. In dieser Eigenschaft ließ er einen
ungehorsamen Gespielen züchtigen, wurde aber vom Vater des Knaben
bei Astyages verklagt. Vor den König gerufen, rechtfertigte sich Agra-
batus mit ber Gewalt, die ihm übertragen worden, und die ihm die Be¬
fugnisse einräumte, Ungehorsame zu züchtigen. Der junge Hirte würbe
von Astyages als Enkel erkannt, unb bie Traumbeuter erklärten, Astyages
habe nichts mehr zu Befürchten, ba ber Traum vom Königtums be§
Knaben im Spiele in Erfüllung gegangen sei. Astyages schickte nun
seinen Enkel nach Persien in bas väterliche Haus, bestrafte aber ben
Harpagus bamtt, baß er bessert Sohn schlachten unb ihn bem Vater bei
ber Tafel vorsetzen ließ. Darob suchte Harpagus sich zu rächen unb stiftete
ben Sohn ber Manbane gegen ben Großvater auf. Der junge Perserfürst
versammelte feine Sanbsleute zwei Tage lang um sich. Einen Tag lang
ließ er sie schwer arbeiten unb ungenügenb verköstigen, ben anbeut Tag
aber bewirtete er sie prächtig. „Wie ihr es gestern gehabt habt," erklärte
er nun beim Freubeumahle bes zweiten Tages, „so werbet ihr es alle
Tage haben, wenn ihr noch langer bas Joch ber Meber euch gefallen
laßt; wie ihr es heute habt, so werbet ihr es haben, wenn ihr bas Joch
abschüttelt unb es ihnen selbst auferlegt." So reizte er die Perser zum
Aufstande. Als Astyages davon hörte, schickte er den Harpagus mit einem
Heere ben Persern entgegen. Aber bieser ging mit seinen Truppen zu
betn Feinbe über, unb Astyages verlor an feinen Enkel feine Freiheit und
sein Königreich (560). So Herodot. Der Sieger nannte sich von jetzt
an Khor, d. i. die Sonne. In der Bibel heißt er Kores, die Griechen
nannten ihn Eyrus. Nach Xenophon dagegen soll Eyrus ant Hose
des Astyages erzogen und, als ber Sohn bes Astyages, ber auch Kya-
rares geheißen haben soll, kinberlos starb, in allem Frieben als nächster
Verwanbter zur Herrschaft gelaugt sein.
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Die Perser.
70) Mit der Erhebung des Eyrus ging eine biblische Weis¬
sagung in Erfüllung. Denn ihn hatte der Prophet Isaias 200
Jahre vor seiner Erscheinung den „Hirten" und den „Gesalbten
des Herrn" genannt und in ihm den Vollstrecker des göttlichen
Willens erblickt, der Jerusalem bauen und den Tempel gründen
werde (Js. 44, 28; 45, 1). Eyrus scheint im Ansange nicht die
Absicht gehabt zu habeu, als Eroberer aufzutreten, bis Krösus
der Lydier, durch Griecheu, Armenier und Babylonier verstärkt,
gegen ihn zog, aber geschlagen und gefangen ward (s. Nr. 67).
Hierdurch gereizt, beschloß Eyrus, auch die Bundesgenossen des
Krösus zu züchtigen. Er zog deshalb gegen die griechischen Städte
Kleinasiens und nach deren Unterwerfung gegen Babylon, das
er eroberte, (s. Nro. 64).
71) Als Eyrus von den jüdischen Priestern erfuhr, daß die
Bibel von ihm spreche, gab er den Juden die Erlaubnis, in ihre
Heimat zu ziehen, und lieferte ihnen die Tempelgeräte ans, in
Rolfus, Weltgeschichte. 3. Aufl. 4