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B. Brandenbnrgisch-preußische Geschichte.
Der König ließ viele Fabriken anlegen, die er oft selbst besuchte, um alles
genau kennen zu lernen. Auch bemühte er sich, den Seidenbau in seinem Lande
einzuführen, indem er Maulbeerbäume anpflanzen und Seidenraupen kommen
ließ. Ebenso ließ er Tabak anpflanzen. Doch wollte der Seiden- und Tabakbau,
mit dem es auch in Minden-Ravensberg versucht wurde, nicht gelingen, weil
es hierzulande nicht warm und trocken genug ist. — Besonders sorgte der König
für sein neues Land Schlesien. Dort kam unter seiner Regierung die Leinwand¬
weberei zu hoher Blüte. Um den Handel zu heben, legte der König im Osten
seines Reiches drei neue Kanäle an, welche die schiffbaren Flüsse miteinander
verbanden.
6- Seine Sorge für das Ravensberger Land. Auch unsere Gegend hat die Fürsorge
dieses großen Königs in reichem Maße erfahren. Im Jahre 1740 war ein ungewöhnlich kalter
Winter, darauf folgte eine Teuerung. Da ließ der junge König Korn verteilen und erließ den
Leuten einen großen Teil ihrer Steuern. Als der Siebenjährige Krieg zu Ende war, sorgte er
dafür, daß die Spinnerei, Leinwandweberei und der Leinwandhandel wieder zur Blüte kamen
und Bielefelder Leinwand in aller Welt gesucht wurde. Auch gab er viel Holz aus den könig¬
lichen Forsten, damit die zerstörten Häuser neu aufgebaut werden konnten. Kurz vor seinem
Tode erließ er den Ravensberger Bauern wieder einen Teil der Steuern. Ms man ihm für
diese Güte in einem Schreiben gedankt hatte, kam eine Antwort vom Könige, worüber sich
die Ravensberger herzlich freuten. Es hieß darin, die treuen Untertanen in der Grafschaft
Ravensberg hätten es durch ihre gute Aufführung verdient, daß der König ihnen einen Teil der
Abgaben erlassen habe, und solche Untertanen würde ihr Laudesvater immer gern unterstützen.
7. „Ter alte Fritz." Friedrich der Große war nur mittelgroß und hager von
Gestalt. Seine Augen blickten scharf und durchdringend. Meistens trug er
einen blauen Soldatenrock, hohe Stiesel, einen dreieckigen Hut und in der Hand
einen Krückstock. Unermüdlich arbeitete er vom frühen Morgen bis zum späten
Abend. Er schlief nur wenige Stunden und saß schon um 4 Uhr morgens am
Arbeitstische. Wollte er sich erholen, so nahm er seine geliebte Flöte zur Hand
mtb machte Musik.
Der König war ein edler Mann. Sein Volk liebte ihn, und er wurde ge¬
wöhnlich „der alte Fritz" genannt. Ritt er aus, so kam alt und jung herbeigeeilt,
um ihn zu sehen. Er starb im Jahre 1786. Weil er ein so tüchtiger Feldherr
und Herrscher war, erhielt er den Beinamen „der Große".
VII. Friedrich Wilhelm II.
1786—1797.
1. Des großen Königs Nachfolger. Friedrich der Große hatte keine Kinder.
Ihm folgte daher fein Neffe auf dem Throne, der als König Friedrich Wil¬
helm II. hieß. Er war freundlich und wohlwollend gegen jedermann und
hat manches Gute getan. Für die Soldaten sorgte er dadurch, daß er sie besser
bekleiden uud verpflegen ließ und die Prügelstrafe im Heere abschaffte. Den
Schulen gab er bessere Lehrer, indem er Lehrerseminare gründete, wo sie für
ihren wichtigen Beruf ausgebildet wurden. Auch gründete er eine große Zahl
neuer Volksschulen. In Berlin ließ er das Brandenburger Tor erbauen
und verschönerte dadurch die Stadt. — Jedoch war er nicht so tätig und sparsam