36 Friedrich ü., der Große. Der zweite schlesische Krieg. §. 12.
mit Sachsen ein geheimes Bündniß, welches nicht nur die Wieder¬
eroberung Schlesiens, sondern auch „die weitere Einschränkung des
Königs von Preußen" zum Zwecke hatte. Aber die Anschläge zur
Zerstückelung des preußischen Staates wurden vereitelt durch den
Sieg Friedrich's über das in Schlesien eingerückte Hauptheer der
Oesterreicher und Sachsen (75,000 M. unter Karl von Lothringen)
bei H^enfriedberg (oder Striegau, 4. Juni) 1745, welches sich
nach Böhmen zurückzog. Langsam folgte ihm der Sieger, weil er
hoffte, Maria Theresia werde sich (durch die Vermittelung Englands)
zum Frieden bestimmen lassen; allein die Kaiserin wollte die eben
erfolgte Erwählung ihres Gemahls, des Großherzogs von Toscana,
zum Kaiser Franz I. durch einen Sieg ihrer Armee verherrlichen.
Der König aber schlug bei Sorr in Böhmen (30. Sept.) den
Prinzen Karl von Lothringen abermals, worauf er nach Schlesien
ins Winterquartier zurückkehrte. Während er die Rüstungen für
den nächsten Feldzug betrieb, erhielt er zufällig Kunde von dem
Plane der Oesterreicher und Sachsen, während des Winters durch
Sachsen nach Brandenburg vorzudringen, um in Berlin den Frieden
zu dictiren. Wie immer seinen Feinden zuvorkommend, fiel er so¬
gleich in Sachsen ein, und ehe noch die Sachsen sich mit den
Oesterreichern vereinigen konnten, hatte der „alte Dessauer" sie in
ihrer festen Stellung bei Kesselsdorf, uuweit Dresden, geschlagen
(15. Dec.). Mit diesem Siege beschloß der fast 70 jährige Feld¬
marschall (t 1747) eine Reihe von mehr als 40jährigen, stets ruhm¬
vollen Kämpfen an der Spitze der Preußen. Schon 10 Tage später
(25. Dec.) bestätigte der Friede zu Dresden dem Könige den
Besitz Schlesiens, wogegen er nachträglich Franz I. als Kaiser an¬
erkannte und Sachsen sofort räumte.
Umgestaltung der europäischen Politik.
Da Maria Theresia durch das englische Bündniß ihre Absichten
wenig gefördert sah, so suchte sie, neben dem bereits (1746) während
des österreichischen Erbfolgekrieges geschlossenen russischen, ein Bünd¬
niß mit Frankreich, wogegen England (wegen seiner deutschen Be¬
sitzung Hannover) in Preußen seinen natürlichen Bundesgenossen
erkannte. Nach mehrjährigen Bemühungen des Grafen Kaunitz am
Hofe zu Versailles ward auf die Nachricht, daß England mit Preußen
(dem bisherigen Alliirten Frankreichs) einen Neutralitätsvertrag (am
16. Januar 1756) abgeschlossen habe, am 1. Mai 1756 (zu Versailles»
das Bündniß zwischen den beiden katholischen Hauptmächten, Oester-