Full text: Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken (Reihe 3)

König Grimwalds Siege und sein Tod. 
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in Grimwalds Palast, um seine Treue zu beweisen. Aber eines Tages 
fragte ihn der König geradezu, ob er seine Tage bei Perthari verleben 
wolle, und jener erwiderte: „Ja, bei dem allmächtigen Gott! Lieber möchte 
ich mit Perthari sterben als irgend anderswo in höchster Wonne leben." 
Ta entbot er auch den Kämmerer vor sich und richtete dieselbe Frage an 
ihn, ob er lieber bei ihm im Palaste bleiben oder mit Perthari in der 
Verbannung leben wolle. Und der Kämmerer antwortete dasselbe, was 
Hunulf geantwortet hatte. Der edle König nahm solche Worte huldreich 
auf, pries laut ihre Treue und hieß den Hunulf alles, was er wünsche, 
aus seinem Hause mitnehmen, nämlich Knechte, Rosse und allerlei Hausrat, 
und damit ungefährdet zu Perthari ziehen. In gleicher Weise gab er auch 
den Kämmerer frei. Nach des Königs huldreichem Willen machten die 
beiden Getreuen sich auf und zogen mit all ihrer Habe unter sicherem Ge¬ 
leite nach dem Reiche der Franken zu ihrem geliebten Herrn. — So lautet 
des Diakons rührender Bericht, an dessen Wahrhaftigkeit zu zweifeln 
Frevel wäre. 
15. König Srimtmltrs Suge und sein Tod. 
(Von 663 bis 671.) 
perthari war an den Hof des Frankenkönigs Chlothar des Dritten 
geflohen und wußte es durch Bitten und Klagen durchzusetzen, daß ein 
fränkisches Heer ausrückte, um ihn auf den Thron zurückzuführen. Von der 
Provence zog es — das Jahr ist ungewiß — über die Seealpen und drang 
von der Nordostmark des Langobardenreiches in Italien ein. Grimwald eilte 
den Franken sofort entgegen, da aber seine Heeresmacht der feindlichen nicht 
gewachsen war, so ersann er, wie Paulus berichtet, eine Kriegslist. Er hatte 
ein Lager aufgeschlagen, als ihm um die Mittagsstunde gemeldet ward, die 
Franken rückten heran. Da ließ er in aller Eile Speisen und Getränke 
auftragen und zog sich dann mit seinem ganzen Heer aus dem Lager zurück, 
so daß dieses ganz menschenleer blieb. Unterdes näherten sich die Franken, 
und als sie die Langobarden abziehen sahen, glaubten sie, diese fürchteten 
sich so vor ihnen, daß sie nicht einmal ihre Ankunft abgewartet hätten. 
Jubelnd und mit Spottreden gegen die Langobarden liefen sie in das ver¬ 
lassene Lager, fielen begierig über die wohlbesetzten Tische her und ließen 
sichs wohlschmecken. So unmäßig waren sie, daß bald alle von dem über¬ 
reichlichen Essen und Trinken ermüdet in tiefen Schlaf versanken. In¬ 
zwischen war der Abend angebrochen; da führte Grimwald im Schutze der 
Dunkelheit sein Heer heran, und um Mitternacht fielen die Langobarden 
über die schnarchenden Franken her und richteten unter ihnen ein solches 
Gemetzel an, daß nur wenige entkamen und ihr Vaterland wieder er-
	        
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