«76 Das Interregnum.
Menschen von ganzer Seele nach einem Kaiser seufz-,
ten, der ihr Schutz und Schirm seyn könnte.
Das unglücklichste Schicksal erfuhr in diesen Sei¬
ten der letzte Sprößling des großen hohenstausischen
Geschlechts:
69. Konradin von Schwaben,
der Sohn Kaiser Konrads kV. Dieser war nach sei¬
nes VaterS Tode in Schwaben, wo sein Geschlecht
die Erbgüter hatte, ausgewachsen; und unterdeß
machte sich ein französischer Herzog, Carl von An¬
jou, auf, und nahm die großen Erbländer Kon¬
rads, Neapel und Sicilien, weg;, eine große
Menge französischer Ritter folgten ihm, weil eS auf
diesem Zuge Beute zu machen gab. Als nun der
junge Konrad größer wurde, und der Lander gedach¬
te, welche ihm gebührten, und wovon eine einzige
Stadt reicher sey, als alle seine teutschen Besitzun-.
gen, erwachte der kühne Sinn seiner Ahnen in ihm,
und er beschloß, den Räuber aus feinem Erbe zu
vertreiben. Im Jahre »268 zieht er aus, mit seinem
treuen Jugendfreunde, dem Prinzen Friedrich von
Baden; es folgen ihm treue Ritter aus Teutfchland;
in Italien strömen ihm die zahlreichen Anhänger der
ghibellinischen Parthei zu; die Römer, ihrem Papst
Clemens zum Trotz, der den Franzosen herbei geru¬
fen hatte, führen ihn in Triumph in ihre Stadt ein;
bald steht er dem Gegner mit einem starken Heere
bei Palen za in Unteritalien gegenüber. Auch in
der Schlacht war ihm das Glück Anfangs günstig,
die Feinde wurden in die Flucht getrieben; aber bei
der Verfolgung wich die Ordnung aus seinem Heere,
zu früh fiel es über die Beute des feindlichen La¬
gers her, und in dem Augenblicke brach der franzö¬
sische Hinterhalt auf die Plündernden hervor. Sie
wurden gänzlich geschlagen, und Konrad mit seinem
freunde Friedrich, nachdem sie lange ritterlich ge¬
kämpft hatten, floh nach dem Meere zu. Schon
hatten sie zu Astura ein Schiff bestiegen, um nach