Full text: Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien

218 Calvini — 
tauen, namentlich Rechtsverdrehung und Advocaten- 
kniffe; — 2) im engeren Sinne das Vergehen 
dessen, welcher einen Unschuldigen im Civil- oder 
Crimiualproceß böswilliger Weise belangt. Um 
dieses Verbrechen zu verhüten, hatte man zwei 
Gegenmittel angeordnet: a) actio oder iudicium 
calumniae, bie Klage des unschuldig Angeklagten, 
welche derselbe sogleich nach erfolgter Freisprechung 
vor denselben Richtern gegen den ungerechten An¬ 
kläger anstellen konnte. Der Calumuiator wurde, 
wenn er eine falsche Civilklage erhoben zu haben 
vom Gerichte für schuldig erklärt worden war, mit 
Geldstrafe belegt, wenn er aber eine ungerechte 
Criminalklage angestellt hatte, zufolge der lex 
Eemmia mit einem K vor der Stirne gebrand- 
markt. b) ins iurandum calumniae, der Schwur 
des Klägers, daß er nicht chikanös klage, und des 
Gegners, daß er unschuldig sei oder Recht zu 
haben glaube. 
Calvini, l) T. Veturins Calv., Consul irnJ. 
321 v. C., ward mit seinem Kollegen Sp. Po- 
sthumius von den Samniten unter C. Pontius in 
den caudinischen Engpässen eingeschlossen und zu 
einem schimpflichen Frieden gezwungen. Zur Sühne 
des vom röm. Senate nicht bestätigten Vertrages 
wurde er an die Samniter ausgeliefert, von diesen 
aber wieder zurückgeschickt. Liv. 9, 1 — 7. App. 
Samn. 4, 2—7. — 2) C. Sextius Calv., Con¬ 
sul mit L. Cassins Longinus 124 v. C., besiegte 
als Proconful im I. 122 die Salluvier im trans¬ 
alpinischen Gallien, gegen welche die Masfilier 
römische Hülfe angerufen hatten, und gründete die 
nach seinem Namen benannte Kolonie Aquae 
Sextiae (j. Aix). Liv. ep. 61. Veil. Pat. 1, 15. 
Calvisii, l) C. Calv. Sabinus, diente unter 
Cäsar als Legat im I. 47 in Aitolien, welches er 
von den Pompejanern säuberte, dann 45 in Afrika, 
das er als Provinz verwaltete. Antonius be¬ 
stätigte ihn nach Cäsars Ermordung in derselben, 
ohne daß er sich jedoch gegen den vom Senat ge¬ 
sandten Cornificins behaupten konnte. Caes. b. c. 
3, 34 ff. Cic. ad fam. 12, 15, 1. Phil. 3, 10, 26. 
App. b. c. 5, 81. Später diente er dem Oetavian 
im Felde, jedoch ohne Glück. — 2) C. Calvisius 
Sabinus, Consnl unter Tiberius, entging mit 
Mühe einer gegen ihn erhobenen Anklage. Weniger 
glücklich war er unter Caligula, als eine neue An¬ 
klage gegen ihn erhoben wurde, die ihn zum Selbst¬ 
morde trieb. Tac. ann. 6, 9. Bio Cass. 59, 18. 
— 3) Von einem andern Calv. ©ab. erzählt 
©eneca(ep. 27.), er habe, um feine Unwissenheit zu 
ergänzen, gebildete Sclaven für hohe Preise an¬ 
geschafft, welche bei seinen Gastmählern hinter ihm 
stehen und für die Unterhaltung passende Verse 
aus griechischen Dichtern zuflüstern mußten. — 
4) Flavins Calvisius, verwaltete Aegypten 
unter Marcus Aurelius und schloß sich dem Auf¬ 
stande des Aridius Caffius im I. 175 n. C. an. 
Dio Cass. 71, 13 ff. 
Calyus f. Licinii, 2—5. 
Camaiostüiium (Camaldunum, Carmilodunum), 
die erste römische Militär-Kolonie in Britannien, 
von K. Claudius angelegt, 43 n. C., und valida 
veteranorum manu ausgerüstet. Tac. ann. 12, 
32. Der Name scheint sich in dem heutigen Maldon 
bei Colchester erhalten zu haben. 
Camarlna s. Kamarina. 
Camenae s. Musae. 
Campania. 
Cainerlnum (Camarinum), mächtige Stadt in 
Umbrien an der Grenze von Picenum (j. Camerinv), 
von den Römern erobert unb mit einer Kolonie 
versehen. Liv. 9, 36. Die Eiuwohuer Camertes. 
Cameses, nach römischer Sage ein alter König 
Italiens, entweber Brnber ober Mitregent des 
Janus, daher bie Gegenb Kamefene, bie Stabt 
Janiculum. Macrob. sät. 1, 7. 
Camilla, Tochter bes Königs Metabus aus ber 
volskischeu Stadt Priüernum, der, von feinen Unter¬ 
thanen vertrieben, sie zu einer schnellfüßigen, jagd- 
und kampfliebenden Dienerin der Diana erzog. 
Im Kriege des Aineias gegen Turnus stand sie 
dem letztem bei, verrichtete in der Schlacht gewal¬ 
tige Thaten und fiel durch die Hand des Aruns. 
Verg. A. 7, 803. 11, 432—867. 
Camilli unb Camillae, d. i. Diener und Dienerin¬ 
nen, hießen Kinber freier Eltern, bie zu Rom beim 
Opferbienst bes Flamen Dialis unb überhaupt bei 
religiösen Hanblungen als Diener gebraucht würben. 
Dion. Hai. 2, 21. 
Camillus f. Furii, III. 
Campania, ager Campänus, Kaimavia, Laub- 
schaft Mittelitaliens am mare inferum ober Tu- 
scum, grenzte im N.-W. an Latium, im N.-O. unb 
O. an Samuium, im S.-O. an Lucanien (Grenz¬ 
fluß Silarns), im S.-W. ans Meer (heut. Terra 
di Lavoro). Der nördliche Theil vom Liris bis 
zum Vesuvius bildete eine 10 Meilen lange, 3 
Meilen breite Ebene, die nach Samnium zu durch 
Zweige des Apennin, den Berg Zifata und den 
Taburnns, begrenzt wird, während an der Küste 
zwischen Kiimä uud Neapolis der Berg Gaurus 
und weiter östlich der Vesuvius lag. Die wichtig¬ 
sten Vorgebirge sind Misenum (Punta di Miseno) 
und das Prorn. Minervae (Punta di Kampa- 
nella) bei Sorrent, der Insel Kapreä gegenüber. 
Die bedeutendsten Flüsse sind von N.-W. an: Savo 
(Saone), Volturnns (Voltnrno), Klanins od. 
Glanis (j. Khiano), der an seiner Mündung den 
litemischen See bildet, Sebethns (Fiume della 
Maddalena) bei Neapolis, Sarnns (Sarno) bei 
Pompeji und Silarns (SeleX Die Seen sind 
alle Krater ehemaliger Vnlcane: der Lucrinus, 
Av er int s und der acherusische. Ueberhaupt hat 
bas Laub einen vulcanischen Kharakter, unb bies 
ist ber Hauptgrund feiner ungemeinen, fast sprich¬ 
wörtlich gewordenen Fruchtbarkeit (Campania 
felix), bes. an Getreide, Obst und Wein. Die 
Bewohner waren außer den griechischen Kinwan- 
öerern in den Kolonieen die Kampani, gemischt 
aus Ausonern, Tyrrhenern und Samniten, welche 
beiden letzteren besonders eine Zeit lang um die 
Herrschaft des Landes stritten; in der Nordecke 
bei Teanum die Sidicini und im S. die Pi- 
centini. Die Bewohner Capua's (Kunvrj), der 
größten und durch Handel reichen und üppigen 
St., übergaben sich, von den Samniten bedrängt, 
344 den Römern {Liv. 7, 29 ff.), welche trotz 
ihres mit den Samniten geschloffenen Bündnisses 
die Schutzbittenden annahmen; so entstanden die 
Samniterkriege, die mit dem Siege Roms endigten. 
Im zweiten finnischen Kriege fielen die Campaner, 
besonders die Capuaner, zu Hannibal (der hier 
seine Winterquartiere nahm) ab, wofür sie sehr 
hart gezüchtigt wurden, indem nach der Eroberung 
der Stadt (Liv. 25, 18 ff. 26, 4 ff.) 70 der an¬ 
gesehensten Männer hingerichtet, 300 edle Cam-
	        
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