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Begebenheit. Der Volksmund verkündete, daß Jakobe im Schlosse
heimlich enthauptet worden sei, und den neugierigen Reisenden zeigte
man später noch das Gemach mit den Blutspuren, wo dieses ge¬
schehen sein sollte. Ja, einige wollten sogar die unglückliche Her¬
zogin mit dem abgeschlagenen Kopfe im Arme ruhelos in den weiten
Schloßgängen umher,vandeln gesehen haben, andere hatten das
Rauschen eines schweren Gewandes vernommen und in den ver¬
ödeten Gemächern eine Schattengestalt erblickt, die spurlos in der
Mauer verschwand.
_ Johann Wilhelm. Der bedauernswerte Johann Wilhelm
verfiel immer mehr dein Wahnsinn und mußte zeitweise in Gewahr¬
sam gehalten werden. Für ihn regierten seine Räte. Aber auch
diese zeigten sich unfähig, Frieden und Recht zu schützen; sie konnten
es nicht verhindern, daß holländische und spanische Truppen die
rheinischen Gebiete brandschatzend und verheerend durchzogen. Die
verwilderten Soldaten begingen an der Landbevölkerung unerhörte
Grausamkeiten. Bauern und Bürger seufzten unter der Last der
Einquartierung und unter dem horten Druck der Steuern. Da er¬
tönten am 25. März des Jahres 1609 die Sterbeglocken der Lam-
bertus- und der Kreuzbrüderkirche, und vom Schlosse aus durchlief
eine ernlte Kunde die Stadt: Herzog Johann Wilhelm war nicht
mehr. Weil er keine Kinder hatte, erlosch mit ihm ein altes Grafen¬
geschlecht, das über 500 Jahre in Berg regiert hatte.
Johann Wilhelm wurde in der Stiftskircke hinter dem Hoch¬
altar an der Seite seines Vaters beigesetzt. Diesem hatte er auf
der Gruft ein prachtvolles Grabmal errichten lassen, das noch heute
dem ehrwürdigen Gotteshanse zur Zierde gereicht. Es ist aus mehr¬
farbigem Marmor in Form eines Altars sehr kunstreich von einem
italienischen Bildhauer angefertigt. Oben auf der Spitze steht der
auserstandene Heiland, und mitten aus dem Altartische ruht in voller
Rüstung die lebensgroße Gestalt des Herzogs Wilhelm, den Kopf
auf den rechten Arm gestützt, Helm und Schwert zur Seite.
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