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in aller Frühe aber war er schon wieder auf dem Markt¬
plätze, um seine Nachforschungen fortzusetzen. Hier traf er
den ihm wohlbekannten Major Gräfe, und diesen bat er
nun, _ihm zu sagen, auf welchem Wege er am schnellsten
zum Herzog gelangen könne.
„Ach, lieber Mann", antwortete Gräfe, „wissen Sie
es denn noch nicht, welches Unglück uns betroffen hat?
Der Herzog ist gestern Abend 7 Uhr in der Schlacht bei
Quatre Bras gefallen, sein Leichnam befindet sich auf dem
Schlosse Laeken!"
Wie vom Donner gerührt stand Stösse bei dieser
Nachricht. Seine Glieder zitterten vor Schreck, und er
mußte sich an die Mauer eines Hauses lehnen, um nicht
umzusinken. Seine Ahnung, seine Ahnung! So war sie
also buchstäblich eingetroffen! Als er sich vom ersten Schreck
erholt, eilte er zurück in sein Quartier und bat den Wirt,
ihn sofort nach Laeken fahren zu lassen. Er wollte die ge¬
liebte Leiche noch einmal sehen, ehe der Sarg sich für
immer schloß. Als er aber in Laeken ankam, erfuhr er,
daß dieselbe schon vor einer Stunde nach Antwerpen gebracht
sei. Also zurück nach Brüssel und auf nach Antwerpen!
Trotz aller Bemühungen gelang es ihm aber in Brüssel
nicht, ein Fuhrwerk zu bekommen; alle Pferde waren zu
Kriegsfuhren requiriert. Erst am Abend erfuhr er, daß
der Oberst von Hoffmann nach Antwerpen fahre; zu ihm
begab er sich und bat denselben, ihn und seinen Knecht mit¬
zunehmen. Aber auch in Antwerpen kam er zu spät; der
Sarg hatte wegen der schnell eintretenden Verwesung bereits
geschlossen werden müssen und die Aerzte verboten, denselben
wieder zu 'öffnen.
Was sollte Stäffe jetzt noch in dem fernen Belgien? Er
hatte jetzt nur den einen Wunsch: „Heim, heim!" Schon
am folgenden Tage fuhr er mit der Post nach Breda;
aber hier konnte er nicht weiter. Der ausgestandene Schreck
und der Kummer warfen den starken Mann auf’s Kranken¬
lager, und drei Wochen lang, bis zu feiner notdürftigen
Genesung, mußte er in Breda verweilen. Dann setzte er
die Reise fort; aber bereits in Utrecht wurde er abermals