Full text: Der schwarze Herzog (7)

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in aller Frühe aber war er schon wieder auf dem Markt¬ 
plätze, um seine Nachforschungen fortzusetzen. Hier traf er 
den ihm wohlbekannten Major Gräfe, und diesen bat er 
nun, _ihm zu sagen, auf welchem Wege er am schnellsten 
zum Herzog gelangen könne. 
„Ach, lieber Mann", antwortete Gräfe, „wissen Sie 
es denn noch nicht, welches Unglück uns betroffen hat? 
Der Herzog ist gestern Abend 7 Uhr in der Schlacht bei 
Quatre Bras gefallen, sein Leichnam befindet sich auf dem 
Schlosse Laeken!" 
Wie vom Donner gerührt stand Stösse bei dieser 
Nachricht. Seine Glieder zitterten vor Schreck, und er 
mußte sich an die Mauer eines Hauses lehnen, um nicht 
umzusinken. Seine Ahnung, seine Ahnung! So war sie 
also buchstäblich eingetroffen! Als er sich vom ersten Schreck 
erholt, eilte er zurück in sein Quartier und bat den Wirt, 
ihn sofort nach Laeken fahren zu lassen. Er wollte die ge¬ 
liebte Leiche noch einmal sehen, ehe der Sarg sich für 
immer schloß. Als er aber in Laeken ankam, erfuhr er, 
daß dieselbe schon vor einer Stunde nach Antwerpen gebracht 
sei. Also zurück nach Brüssel und auf nach Antwerpen! 
Trotz aller Bemühungen gelang es ihm aber in Brüssel 
nicht, ein Fuhrwerk zu bekommen; alle Pferde waren zu 
Kriegsfuhren requiriert. Erst am Abend erfuhr er, daß 
der Oberst von Hoffmann nach Antwerpen fahre; zu ihm 
begab er sich und bat denselben, ihn und seinen Knecht mit¬ 
zunehmen. Aber auch in Antwerpen kam er zu spät; der 
Sarg hatte wegen der schnell eintretenden Verwesung bereits 
geschlossen werden müssen und die Aerzte verboten, denselben 
wieder zu 'öffnen. 
Was sollte Stäffe jetzt noch in dem fernen Belgien? Er 
hatte jetzt nur den einen Wunsch: „Heim, heim!" Schon 
am folgenden Tage fuhr er mit der Post nach Breda; 
aber hier konnte er nicht weiter. Der ausgestandene Schreck 
und der Kummer warfen den starken Mann auf’s Kranken¬ 
lager, und drei Wochen lang, bis zu feiner notdürftigen 
Genesung, mußte er in Breda verweilen. Dann setzte er 
die Reise fort; aber bereits in Utrecht wurde er abermals
	        
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