Full text: Quellenbuch für die griechische Geschichte (Nr. 15/16)

nach der Schlacht bei den Arginusen 406. 115 
diese aber hätten sie nicht gerettet, von diesem Entschlüsse ab¬ 
gebracht haben. So trifft sie jetzt alle miteinander der Vor¬ 
wurf, an dem, was die beiden für sich gefehlt, mitschuldig zu 
sein, und sie laufen für ihre damals bewiesene Rücksicht jetzt 
Gefahr, durch die Ränke eben dieser Männer ums Leben zu 
kommen. 
Ihr aber werdet den Gesetzen gemäß, ohne gegen die Götter 9 
und euren Richtereid zu freveln, das Urteil fällen und nicht den 
Lakedämoniern dadurch in die Hände arbeiten, daß ihr die Sieger, 
die ihnen siebzig Schiffe nahmen, ohne Urteil und Recht hin¬ 
richtet. Welche Besorgnis treibt euch denn auch, so zu eilen? 
Dem Aristarchos, der zuerst die Volksherrschaft stürzte und nach¬ 
her Önoe an die Thebaner verriet, habt ihr einen Tag gegeben, 
um sich zu verteidigen, wie er wollte, und alle andern gesetzlichen 
Vergünstigungen gestattet: wäre es nun nicht entsetzlich, wenn 
ihr dasselbe euren Feldherren, die alles nach Wunsch ausgeführt 
und den Feind geschlagen haben, verweigertet? 
Geht doch auf jene Umstände selbst ein, unter denen die 10 
Feldherren sich verfehlt haben sollen! Als sie nach gewonnener 
Seeschlacht landeten, meinte Diomedon, die ganze Flotte solle in 
Einer Linie die Trümmer der Schiffe und die Schiffbrüchigen 
auflesen; Erasinides dagegen, die Flotte solle so schnell als mög¬ 
lich dem Mytilene bedrängenden Feind entgegensegeln; Thrasyllos 
endlich war der Ansicht, es lasse sich beides vereinigen, wenn 
man einen Teil der Schiffe zurücklasse und mit den übrigen gegen 
den Feind ausziehe. Dieser Vorschlag wurde angenommen. Was 
ist nun daran nicht recht und genügend? Und ist es nicht billig, 
diejenigen vor Gericht zu stellen, welche den Auftrag zur Rettung 
von den Feldherren zwar erhalten, ihn aber nicht ausgeführt 
haben? Soviel aber muß ich zu gunsten beider Teile erklären, 11 
daß der Sturm keine Anordnung auszuführen gestattete. Dies 
bezeugen diejenigen, welche ohne Hilfe sich retten konnten, dar¬ 
unter einer der Feldherren, der auf einem versinkenden Schiffe 
sich befand, aber dem Tode entging. Und über ihn, der doch in 
jenem Augenblicke selbst der Rettung bedurfte, soll jetzt dieselbe 
Abstimmung entscheiden wie über die, welche den erhaltenen Auf¬ 
trag nicht ausgeführt haben? Wollet also nicht, ihr Männer 
von Athen, anstatt eine von der Gottheit verhängte Notwendig¬ 
keit anzuerkennen, unverständig auf Verrat statt auf Unvermögen 
erkennen! Weit gerechter wäre es, mit Kränzen die Sieger zu 
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