Die Hellenen.
Den bedeutendsten Platz in der alten Geschichte nimmt das
hellenische Volk und seine Kultur ein. „Hellenen" nannten sich
die der indogermanischen Völkerfamilie angehörigen Stämme, die sich
vom südlichen Teile der Balkanhalbinsel aus über das östliche Mittel-
meerbecken verbreiteten. Ä)ir bezeichnen sie nach römischem Sprach-
gebrauch als „Griechen". Überall, wo sie erschienen, wurden sie
die Lehrmeister der nichthellenischen Völker, die sie als „Barbaren"
bezeichneten. Kein mächtiges Reich hielt sie zusammen. Viel¬
mehr haben sie sich daheim und draußen blutig befehdet und fort¬
während geschwächt, so daß sie schließlich unter die politische Herrschaft
der Römer gerieten. Doch haben sie in Kunst und Wissenschaft
so viel Großes geleistet, daß wir noch heute an ihren Werken uns bilden.
Das Griechentum ist einer der wichtigsten Bestandteile der deutschen
Geisteskultur geworden.
I. Das hellenische Mutterland.
Griechenland bildet den am weitesten vorgeschobenen Teil der
Balkanhalbinsel. An die südlichen Balkanabhänge lagern sich die
Gebirgsländer Macedonien und Thracien an, die noch heute an
Bergwerken und fruchtbaren Ebenen reich sind. Darum sind diese
Gegenden von den Griechen auch ausgiebig besiedelt und ausgebeutet
worden. Aber sein Vaterland begann für den Griechen erst südlich
vom vielzackigen Olympos, aus dem seine Götter wohnten. Es
gliedert sich in drei Teile: Nordgriechenland mit Thessalien
und Epirus, Mittelgriechenland oder Äellas bis zur Landenge
von Korinth, Südgriechenland oder die Peloponnes, d. H. Pelops-
Insel. Dieses Land liebte der Grieche über alles, so gern er auch
in die Ferne schweifte. And das ist begreiflich. Wie malerisch
liegt es vor uns! Zahlreiche Gebirgszüge von mannigfaltigsten
Abstufungen durchschneiden das Land und gliedern es in eine Fülle
trotziger Berg- und lieblicher Lügellandschaften, aus denen fruchtbare
Getreidetäler buntverstreut hervorlugen.
Zu den landschaftlichen Schönheiten kommt noch der Glanz der
südlichen Sonne, die sich bald in den Schneegipfeln der Berge, bald
Kästner und Brunner. Geschichte. I. 1