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weiter gegen die französische Infanterie. Eine feurige Linie wird plötzlich 
sichtbar; den rasend anstürmenden Reitern kracht das Gewehrfeuer entgegen; 
kopfüber stürzen die vordersten, aber über sie hinweg setzen die folgenden hinein 
in die feindlichen Reihen. Nachdem auch die französische Infanterie nieder¬ 
geritten, werfen fich die Reiter auf die Mitrailleufeu nnd nehmen auch diese. 
Nun aber wirft sich ihnen französische Reiterei entgegen; auch die zersprengten 
Reihen des feindlichen Fußvolks schließen sich zum geordneten Angriff. Die 
verwegenen Ulanen und Kürassiere müssen, trotzdem ihre Reihen schon furcht¬ 
bar gelichtet sind, den ganzen langen Weg zurück, in rasendem Laus, auf 
schweißtriefenden Rossen, verfolgt von den wütenden Feinden, überschüttet 
von dem Feuer der feindlichen Infanterie. Alle die, welche noch die Kraft 
haben, ihr Roß tummeln, Lanze und Schwert gebrauchen zu können, hauen 
sich durch und gelangen glücklich über die letzten Linien des Feindes hinaus 
bei deu ihrigen wieder an. Jetzt soll die Trompete zum Sammeln blasen; 
aber als sie der Trompeter an die Lippen setzt nnd hineinbläst, entwindet sich 
ihr nnr ein klangloses Wimmern; sie ist von einer Kugel durchschossen worden. 
Von 800 Reitern waren beinahe 400 gefallen.*) 
*) Die Trompete von Vionville. 
Sie haben Tod und Verderben gespie'n, Und er nahm die Trompet', und er 
Wir haben es nicht gelitten. hauchte hinein; 
Zwei Kolonnen Fußvolk, zwei Batterie'n, Da — die mutig, mit schmetterndem Grimme 
Wir haben sie niedergeritten. Uns geführt in den heiligen Kamps hinein, 
Der Trompete versagte die Stimme! 
Den Säbel geschwungen, die Zäume ver¬ 
hängt, Nur ein klanglos Wimmern, ein Schrei 
Tief die Lanzen und hoch die Fahnen: 0°ß schmerz 
So haben wir sie znsammeugefprengt — Entquoll dem metallenen Munde; 
Kürassiere wir und Ulanen. Eine Kugel hatte durchlöchert ihr Erz — 
Um die Toteu klagte die wunde. 
Doch ein Blutritt war es, ein Todesritt; Um die Tapfern, die Treuen, die Wacht 
Wohl wichen sie unseren Hieben; ain Rhein 
Doch von zwei Regimentern, was ritt und jjm die Brüder, die heut' gefallen — 
was stritt, Um sie alle, es ging uns durch Markuud Sein, 
Unser zweiter Mann ist geblieben. Erhub sie gebrochenes Lallen. 
Die Brust durchschossen, die Stirne zer- Und nun kam die Nacht, und wir ritten 
klafft, hinbann; 
So lagen sie bleich auf dem Rasen, Rnndum die Wachtfeuer lohten; 
In der Kraft, in der Jugend dahingerafft— Die Rosse schnoben, der Regen rann — 
Nun, Trompeter, zum Sammeln geblasen! Und wir dachten der Toten, der Toten! 
Freiligrath. 
Vergleiche dazu auch folgendes Gedicht: 
Die Kürassiere bei Mars la Tour. 
Es brüllt die Schlacht von Mars la Tonr Da sprengt und ruft ein Offizier 
Und hagelt Blei und Tob. Durch Dampf und Donner durch: 
Dort fteh'n bie Branbenbnrger nur „Vor, Halberstäbter Kürassier’, 
Unb leiben große Not. Und rettet Brandenburg!"
	        
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