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aus. Seines rötlichen Bartes wegen nannten ihn die Italiener „Barbarossa",
d. h. „Rotbart".
2. Kreuzzug. Noch als 72jähriger Greis unternahm Friedrich Barbarossa
einen Kreuzzug nach dem Gelobten Lande. 88 Jahre war Jerusalem in den
Händen der Christen gewesen. Da eroberte es der Sultan von Ägypten. Darüber
geriet die ganze Christenheit in Trauer. Der Papst forderte alle christlichen
Fürsten und Völker ans, die Stadt zum zweitenmal den Händen der Ungläubigen
zu entreißen. Im Frühlinge 1189 sammelte sich bei Regensbnrg ein Heer von
15O OOO Mann. Der alte Barbarossa wurde sein Führer. Mit Mühe erreichte
er endlich Kleinasien. Türkische Reiter umschwärmten das Heer Tag und Nacht.
Endlich kam es zur Schlacht, und die Kreuzfahrer siegten. (Gedicht: Schwäbische
Kunde.)
3. Tod. Mit neuem Mute zogen sie weiter. Bald kamen sie an einen
Fluß, über den eine schmale Brücke führte. Nur langsam konnte der Zug
hinüber. Der Kaiser, des langen Wartens müde, gab seinem Pferde die Sporen
und sprengte in den Fluß. Aber die Wellen ergriffen den kühnen Greis und
rissen ihn mit sich fort. Ein Ritter stürzte ihm nach, brachte ihn aber — als
Leiche ans Land. (1190.)
4. Sage vom Kyffhäuser. Über alle Beschreibung groß war die Trauer
und Bestürzung im Heere. Jeder glaubte, in dem Kaiser seinen Vater verloren
zu haben. Viele kehrten sogleich zu Schiffe in ihre Heimat zurück. In Deutsch¬
land wollte man lange nicht glauben, daß der Kaiser gestorben sei. Die Sage
versetzte ihn später in den Kyffhäuser. (Gedicht: Der alte Barbarossa.)
5. Der letzte Hohenstaufe. Noch 78 Jahre regierten die hohenstaufischen
Kaiser über Deutschland. Ihr letzter Sproß hieß Konradin. Als er 16 Jahr
alt war, wollte er sich in den Besitz des väterlichen Erbes, Stellten und Neapel,
setzen, wurde aber von seinen Feinden gefangen genommen und hingerichtet.
(1268.)
12. Rudolf von Habsburg. 1273—1291.
1. Faustrecht. Von 1254—1273 hatte Deutschland keinen Kaiser. Da
gab's nieder Gesetz noch Recht im Lande. Der Starke fiel über den Schwachen
her und nahm ihm Hab und Gut, ja, wohl gar das Leben. Es war niemand
da, den Übeltäter zu strafen und den Schwachen zu beschützen. Ein jeder war
auf sich selbst angewiesen. In dieser wilden Zeit trieben auch die Raubritter ihr Un¬
wesen. Von ihren festen Burgen aus fielen sie mit ihren Knechten über die Reisenden
her, plünderten die Wagen der vorüberziehenden Kaufleute und führten diese selbst
in das Burgverließ (Turm). Daraus wurden sie nur gegen ein hohes Lösegeld
entlassen. Dem Landmanne verwüsteten sie die Felder, stahlen ihm das Vieh
und steckten ihm Haus und Hof in Brand.
2. Rudolfs Wahl. Um diesen traurigen Zuständen des Reiches ein Ende
zu machen, beschlossen die Fürsten, den Grafen Rudolf von Habsburg (im
Aargau in der Schweiz) zum Könige zu wählen. Er war nicht reich an Land
und Leuten, aber seine Tapferkeit und Frömmigkeit waren allgemein bekannt und
lenkten die Wahl ans ihn. Seine Krönung wurde zu Aachen mit großem Jubel
gefeiert. (Gedicht: Rudolf von Habsburg.)
3. Rudolf stellt Ordnung her. Rudolfs größte Sorge war, Ruhe
und Ordnung im Lande herzustellen. Besonders streng verfuhr er gegen die
Raubritter. In Thüringen allein ließ er 29 hinrichten und 66 Raubburgen
abbrechen. „Keinen halte ich für adelig," sagte er, „der von Raub und unehr¬
licher Hantierung lebt." — Oft saß er persönlich zu Gericht, und Gehör gewährte