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zog die Menge heran, welche einen dichten Kreis um die Opfernden bildete. Nach 
einer kurzen Rede, in welcher Luthers Verbrennung der päpstlichen Bulle zu Witten¬ 
berg im Jahre 1520 als mahnendes Beispiel angeführt, und die undeutschen Ge¬ 
sinnungen der Verfasser ber Bücher verdammt wurden, wurden die, die Titel der 
Bücher tragenden Zettel laut abgelesen, und dann diese Titel, bei einigen das 
genannte aus dem Korbe geholte Buch vermittelst der Heugabel den verzehrenden 
Flammen übergeben. 
Daß die versammelte Menge jubelnd einstimmte, war leicht zu erwarten, 
wenn auch blos des neuen Schauspieles und der Strafe undeutscher Gesinnungen 
wegen, da der größte Theil der Bücher ihr selbst unbekannt sein mochte." 
Unter den 28 verdammten Büchern befanden sich u. a.: v. Kotzebue, Geschichte des 
deutschen Reiches») eine Rede von Kosegarten, gesprochen am Napoleonstage 1809, 
v- Kamptz, Codex der Gensdarmerie*) Saul Ascher, Germanomanie, der Code Napo¬ 
leon, uss. 
„Nachdem diese Bücher zu Asche verbrannt worden, wurde noch hinzugefügt: 
Ein S ch n ü r l e i b 5), ein Haarzopf und ein Korporal st o cf. 
Ein Lied, von der versammelten Menge gesungen, beschloß auch diese Nach¬ 
feier des Festes, und Landsturm und Burschenschaft zogen gegen Mitternacht nach 
Eisenach zurück." 
(Kiefer, a. a. £)., S. 22 ff.) 
3) Vgl. unter e, 1. 4) Vgl. unter e, 2. °) Anspielung auf eine damalige Osfiziersunfitte. 
e) Zeitgenössische Urteile iilier das Wartburgfest. 
1. Goethe über das Wartburgfest. 
Goethe, der Weise von Weimar, der sonst diesem ungestümen Vorwärtsdrängen der 
deutschen fugend ziemlich kühl zusah, äußerte über die Verdammung von Kotzebues deutscher 
Geschichte seine besondere Freude in folgenden Versen: 
„Du hast es lange genug getrieben, Die Jugend hat es dir vergolten: 
Niederträchtig vom Hohen geschrieben, , Aller End' her kamen sie zusammen, 
Hättest gern die tiefste Niedertracht Dich hausenweise zu verdammen; 
Dem Allerhöchsten gleich gebracht ... ! Sanct Peter freut sich deiner Flammen." 
Und über den Geist der auf dem Wartburgfest gesprochenen Reden äußerte er ge¬ 
legentlich: „Was kann es schöneres geben, als wenn die Jugend aus allen Welt¬ 
gegenden zusammenkäme, um sich fester für das Gute zu verbünden." 
(Bielfchowsky, a. a. O.) 
2. Aus der „Denunciation der Wartburgsversammlung bei Sr. Königl. Hoheit, 
dem Großherzoge von Sachsen-Weimar, von dem Königlichen wirklichen 
Geheimen Oberregierungsrath von Kamptz. 
Durchlauchtigster Großherzog, etc. 
Ew. Königl. Hoheit ist es ohne Zweifel bereits bekannt, daß ein Haufen ver¬ 
wilderter Professoren und verführter Studenten ant 18ten v. M. auf der Wart» 
bürg mehrere Schriften öffentlich verbrannt und dadurch das Geständnis? abgelegt 
haben, daß sie zu ihrer Widerlegung unfähig. 
Wenn in Ew. Königl. Hoheit Staaten wahre Denk- und Preßfreiheit wirklich 
blüht, so ist mit derselben eine, durch Feuer und Mistgabeln, von Schwärmern und 
Unmündigen geübte Censur und ein terroristisches Verfahren gegen die Denk- und 
Preßfreiheit in andern Staaten gewiß nicht vereinbarlich, und immer wird es für 
|e e*n Räthsel bleiben, wie unter Ew. Königl. Hoheit Regierung jene 
classische Burg, von welcher unter Höchst Ihren Ahnherren deutsche Denkfreiheit und 
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