22 Deutschland unter eigenen Königen.
Wenn eilt solcher die dazu nötigen Eigenschaften nicht hat oder
das Volk ihn nicht will, so steht es in der Macht des Volkes, wen
immer aus den Thron zn erheben."
Ans Gmnd dieses Beschlusses wet d sodann Heinrich förmlich
entsetzt und an feiner Stelle Rudolph von Schwaben zum König
gewählt.
Heinrich, der größer im Unglück war, als int Glück, nahm un¬
verzagt den Kamps mit seinem Gegenkönig aus. Zwar verlor er
mehrere Schlachten gegen denselben, allein in der letzten Schlacht
ward Rudolph tödlich verwundet. Heinrich gab das Herzogtum
Schwaben einem jungen Edeln, Friedrich von Büren, ans einem frän¬
kischen Geschlechte, welches von einer Burg in Schwaben den Rauten
Hohenstaufen führte. An ihm, dem Ahnherrn des späteren Kaiser¬
hauses, gewarnt Heinrich einen ebenso treuen als tapferen und kuegs-
tüchtigen Verbündeten. Er vermählte ihm feine Tochter Agnes.
Roch zwei Gegenkönige wurden von der feindlichen Fürstenpartei
aufgestellt: Hermann von Luxemburg und Ecbert von Meißen;
allein Hermann .vermochte sich nicht gegen Heinrich zu halten und
entsagte zuletzt selbst dem Throne; Ecbert unterlag ebenfalls und fand
einen unrühmlichen Tob.
Inzwischen hatte der unversöhnliche Gregor VII. Heinrich von
neuem gebannt. Die Wirkung dieses Bannes war aber nicht mehr
dieselbe, wie die des früheren. Sogar ein Teil der deutschen Geist¬
lichkeit ward bedenklich wegen der immer deutlicher hervortretenden
Absicht des Papstes, sich sowohl in Die kirchlichen als in die welt¬
lichen Angelegenheiten des Reiches zu mischen. Heinrich konnte daher
wagen, auf einer Synode zu Brixeu nochmals die Absetzung Gregors
dekretieren zu lassen, und er gab diesem Beschlusse auch sofort Nach¬
druck. Nachdem er Friedrich von Staufen mit der Wahrung feiner
Interessen in Deutschland betraut hatte, brach er selbst mit einem
Heere nach Italien auf und fetzte den als Clemens III. zum Gegen¬
papste erhobenen Erzbifchof von Ravenna, Guibert, mit Gewalt in
Rom ein. Gregor fluchtete in die Engelsburg, ward dort von Hein¬
rich belagert, zwar von dem zu Hilfe gerufenen Normannenherzog
Robert Guiseard befreit, konnte aber auf den päpstlichen Stuhl nicht
wieder gelangen und starb als Flüchtling in dem von Robert ihm
gebotenen Asyl zu Salerno (1085).
So sah dieser gewaltige Papst sich selbst um die Früchte der
Arbeit seines Lebens betrogen; allein spätere Päpste setzten sein Werk fort,
und der Gedanke, daß das Papsttum nicht bloß unabhängig von dem