Full text: Von der Entstehung eines selbständigen deutschen Reichs bis zu Karl V. 843 - 1519 (Theil 2)

22 Deutschland unter eigenen Königen. 
Wenn eilt solcher die dazu nötigen Eigenschaften nicht hat oder 
das Volk ihn nicht will, so steht es in der Macht des Volkes, wen 
immer aus den Thron zn erheben." 
Ans Gmnd dieses Beschlusses wet d sodann Heinrich förmlich 
entsetzt und an feiner Stelle Rudolph von Schwaben zum König 
gewählt. 
Heinrich, der größer im Unglück war, als int Glück, nahm un¬ 
verzagt den Kamps mit seinem Gegenkönig aus. Zwar verlor er 
mehrere Schlachten gegen denselben, allein in der letzten Schlacht 
ward Rudolph tödlich verwundet. Heinrich gab das Herzogtum 
Schwaben einem jungen Edeln, Friedrich von Büren, ans einem frän¬ 
kischen Geschlechte, welches von einer Burg in Schwaben den Rauten 
Hohenstaufen führte. An ihm, dem Ahnherrn des späteren Kaiser¬ 
hauses, gewarnt Heinrich einen ebenso treuen als tapferen und kuegs- 
tüchtigen Verbündeten. Er vermählte ihm feine Tochter Agnes. 
Roch zwei Gegenkönige wurden von der feindlichen Fürstenpartei 
aufgestellt: Hermann von Luxemburg und Ecbert von Meißen; 
allein Hermann .vermochte sich nicht gegen Heinrich zu halten und 
entsagte zuletzt selbst dem Throne; Ecbert unterlag ebenfalls und fand 
einen unrühmlichen Tob. 
Inzwischen hatte der unversöhnliche Gregor VII. Heinrich von 
neuem gebannt. Die Wirkung dieses Bannes war aber nicht mehr 
dieselbe, wie die des früheren. Sogar ein Teil der deutschen Geist¬ 
lichkeit ward bedenklich wegen der immer deutlicher hervortretenden 
Absicht des Papstes, sich sowohl in Die kirchlichen als in die welt¬ 
lichen Angelegenheiten des Reiches zu mischen. Heinrich konnte daher 
wagen, auf einer Synode zu Brixeu nochmals die Absetzung Gregors 
dekretieren zu lassen, und er gab diesem Beschlusse auch sofort Nach¬ 
druck. Nachdem er Friedrich von Staufen mit der Wahrung feiner 
Interessen in Deutschland betraut hatte, brach er selbst mit einem 
Heere nach Italien auf und fetzte den als Clemens III. zum Gegen¬ 
papste erhobenen Erzbifchof von Ravenna, Guibert, mit Gewalt in 
Rom ein. Gregor fluchtete in die Engelsburg, ward dort von Hein¬ 
rich belagert, zwar von dem zu Hilfe gerufenen Normannenherzog 
Robert Guiseard befreit, konnte aber auf den päpstlichen Stuhl nicht 
wieder gelangen und starb als Flüchtling in dem von Robert ihm 
gebotenen Asyl zu Salerno (1085). 
So sah dieser gewaltige Papst sich selbst um die Früchte der 
Arbeit seines Lebens betrogen; allein spätere Päpste setzten sein Werk fort, 
und der Gedanke, daß das Papsttum nicht bloß unabhängig von dem
	        
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