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großes Reich beherrscht und war der reichste König in Asien. Ich
glaubte auch, ich wäre der glücklichste.
Einst kam ein weiser Mann aus Griechenland, mit Namen Solon,
zu mir Ich ließ ihm alle meine Schätze zeigen und war eitel ge¬
nug zu hoffen, er werde über meine Reichthümer erstaunen und mich
glücklich preisen. Als er aber schwieg und das alles nur ansah,
sagte ich zu ihm: Solon! du bist so weit in der Welt herumgereist
und hast so viele Menschen gesehen; sage mir: wen hältst du für
den Glücklichsten? Solon antwortete: Einen Bürger von Athen,
Tellus. Ich wunderte mich, daß er einen gemeinen Bürger mir
vorzöge, und fragte weiter, warum er den für glücklich hielte. Er
sprach: dieser Tellus hatte sein genügendes Auskommen, gelangte
glücklich und zufrieden zu einem hohen Alter und starb einen rühm¬
lichen Tod für sein Vaterland. Er hatte ein schönes Ende.
Als ich das hörte, fuhr Krösus fort, konnte ich meinen Ver¬
druß nicht länger halten, sondern sagte: Solon, so sehr verachtest
du meine Glückseligkeit, daß du diesen mir vorziehst? Und Solon
antwortete: »O Krösus, in einer langen Zeit muß der Mensch vieles
sehen, was er nicht zu sehen wünscht und vieles leiden, was er
gern abwenden möchte. Du, o Krösus, bist ein Herr vieler Güter
und vieler Völker; aber ich werde dich nicht eher glücklich preisen,
bis ich weiß, daß du auch ein glückliches Ende gehabt habest; denn
man darf keinen Menschen vor seinem Ende glücklich
preisen.« —
»So sprach der Weise; aber ich verachtete ihn und ließ ihn nie
wieder vor mich. Von der Zeit an ging mir alles übel; mein
ältester Sohn ward stumm; mein zweiter ward mir von einem
Freunde umgebracht; alle Städte, Länder, Völker und Reichthümer
habe ich verloren und bin jetzt selbst in deiner Gewalt. Nun weißt
du, warum ich den Solon rief; mache jetzt mit mir, was dir gut
scheint.«
Cyrus, hierdurch an den möglichen Wechsel des eigenen Schick¬
sals erinnert, schenkte dem Krösus das Leben und behielt ihn als
Freund und Rathgeber bei sich.
Nachdem schon fast alle Völker Asiens durch Cyrus unterworfen
waren, sollten auch die Griechen, welche an der westlichen Küste
wohnten, sich unter die Herrschaft der Perser beugen. Cyrus hatte
ihnen früher seine Freundschaft angeboten, sie aber hatten diese über¬
müthig zurückgewiesen und sich sogar mit dem Krösus verbinden
wollen. Cyrus gab ihnen nun folgende Fabel zur Antwort: »Es
war einmal ein Fischer, der saß lange am Ufer und pfiff den Fischen
zum Tanze. Sie wollten aber nicht kommen. Da nahm er ein
Netz und fing sie. Und als er sie an's Land zog und sie nun um
ihn herumsprangen, sagte er: Höret jetzt nur auf zu tanzen, da ihr
vorher auf mein Pfeifen nicht habt tanzen wollen.« Es erging den