Englands Republik.
dem Schauspiel aus einem Fenster zusah, sagte ruhig zu den
Umstehenden: „Nun ist die Religion gerettet und die Freiheit
von Tausenden gegründet. Die Grundpfeiler der englischen Re¬
publik sind befestigt. Laßt uns jetzt unser Leben daran wagen,
den (Staat blühend zu machen und die Ruhe von außen Zu er¬
halten. " —
Karl war an seinem Schicksal nicht ganz unschuldig; lerne
Eingriffe in die Verfassung riefen den Widerstand des Volkes
hervor, feine Hoffnung, erst durch die Gewalt der Waffen, dann
durch die Streitigkeiten der Parteien zu siegen, seine unglück¬
selige Art, stets mit Zweien im Geheimen zu unterhandeln, statt
sich einer mit Aufrichtigkeit hinzugeben, werfen auf feinen Cha¬
rakter ein ungünstiges Licht. Allein seine Feinde halten kein
Recht, ihn zn richten, und Karl hat seine Fehler und Verirrun¬
gen durch seinen traun gen Tod über alles Maß hinaus gebüßt.
5. Englands Republik (1649—1658).
Das Königtum ward nun in England für „auf ewige Zeiten"
abgeschafft erklärt, das Oberhaus als unnütz und schädlich ver¬
nichtet, und ein neues großes Reichssiegel mit J)er Inschrift ver¬
fertigt : „Im ersten Jahre der durch Gottes Segen hergestellten
Freiheit" (1649). Viele vom höchsten Adel wurden hingerichtet,
des Königs Bildsäule umgestürzt, uud das Fußgestell mit der
Inschrift hergestellt: Exiit tyrannus, regum ultimus (Der Ty¬
rann endete, der Könige letzter). England war nun eine Repu¬
blik, aber das freie Volk seufzte unter drückenderen Fesseln, als
dies jemals unter der Königsherrschaft der Fall gewesen war.
Die verwittwete Königin lebte mit ihren Mindern in Paris,
ward aber, obgleich sie Heinrichs IV. Tochter war,, vom Hofe
so sehr vernachlässigt, daß sie zur Winterszeit zuweilen aus Man¬
gel an Holz sich selbst am Tage mit ihrer Tochter im Bette^ er¬
wärmen mußte. Ihr ältester Sohn, der nachmalige König
Karl II. , hielt sich bald in Holland , bald in Frankreich, bald
auf der Insel Jersey auf, arm und verlassen, doch nicht ohne
Hoffnung zurückzukehren und seines Vaters Thron wieder zu be¬
steigen. Die meisten Aussichten dazu bot ihm der Zustand
Schottlands und Irlands. Hier, wo die Herrschaft der Inde¬
pendenten allgemein verabscheut wurde, brach eine große Empö¬
rung aus und in beiden Reichen wurde Karl als König ausge¬
rufen. Crornwell aber zog zuerst gegen Irland, erfocht Sieg
auf Sieg und machte das unglückliche Land zu einer Einöde.
Dann führte er einen gleichen Vertilgungskrieg gegen Schott-