Full text: Lehrbuch der alten Geschichte für die oberen Klassen höherer Lehranstalten

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abenteuerlich. Mit einem Heere von 20 000 Phalangiten, 3000 Reitern, 
2500 Leichtbewaffneten und 20 Kriegselefanten landete Pyrrhus zu Tarents 
besetzte die Burg, führte in der üppigen nnd entarteten Bürgerschaft eine 
straffe Kriegszucht ein und hob die waffenfähige Mannschaft ans. Bei 
280 Heraklea am Siris trafen zum ersten Male die Römer in ihrer Mauipular- 
Aufstelluug mit der makedonischen Phalanx uud den Kriegselefanten zu¬ 
sammen. Pyrrhus siegte durch seine Elefanten. Infolgedessen schlossen sich 
ihm die Griechenstädte, die Lukaner und Samniter an. 
Aber die schweren Verluste, die Pyrrhus zu beklagen hatte, und die 
heldenmütige Tapferkeit der Römer erweckten in dem Könige die Sehnsucht 
nach schneller Beendigung dieses Krieges. Daher sandte -er den gewandten 
und redefertigeu Cineas uach Rom und bot den Friedeu unter der Bedin¬ 
gung, daß die Griechenstüdte nnd das den Samnitern uud Lukanern entrissene 
Gebiet (Luceria, Vennsia n. a.) zurückgegeben würden. Schon schwankte der 
Senat, da ließ sich der hochbetagte und erblindete ehemalige Censor Appius 
Claudius in die Versammlung tragen uud erweckte durch eine zündende 
Strasrede den Kriegsmut dergestalt, daß dem Cineas der Bescheid wurde, 
Rom könne mit keinem Feinde unterhandeln, solange derselbe ans italischem 
Boden stehe. 
Pyrrhus war inzwischen bis acht Meilen von Rom vorgerückt, ohne 
die Latiner znm Abfall bewegen zu können. Da der Winter herannahte, 
zog er sich in den befreundeten Süden zurück. Im Frühjahr des nächsten 
Jahres rückte er in Apulien ein iu der Hosfuuug, durch einen zweiten Sieg 
die römische Bundesgenossenschaft zu sich herüberzuführen. Bei Ausculum 
279 errang Pyrrhus in zweitägiger heißer Schlacht zwar wieder einen Sieg, 
hatte aber so schwere Verluste, daß er ausrief: „Noch ein solcher Sieg, uud 
ich bin verloren." Das römische Heer zog sich in Ordnung zurück, und die 
Latiner fielen daher nicht ab. Pyrrhus selbst war verwundet und erkannte, 
daß die Macht Roms nicht so leicht erschüttert werden konnte. Daher kam 
dem unruhigen Könige ein Gesuch der Syrakusauer sehr gelegen, welche gegen 
die sie bedrängenden Karthager seinen Beistand anflehten. In schnellem 
Siegeslanse durchzog er Sieilieu und drängte die Karthager bis in den 
äußersten Westen nach Lilybäum zurück. Aber mit größtem Unwillen er- 
trngen die Griechen das straffe Regiment des Königs, nnd als derselbe nach 
dreijährigem Aufenthalt auf der Jufel zum Schutze der bedrängten Samniter 
nach Italien zurückkehrte, sielen sie ab, uud die Karthager gewannen wieder 
die westliche Hülste der Jusel. 
275 Bei Benevent in Samninm traf Pyrrhus das römische Heer unter 
Führung des Manius Curius Dentatus. Die Römer errangen einen voll¬ 
ständigen Sieg, da es ihnen gelang, dnrch brennende Pechkränze und Brand¬ 
pfeile die Elefanten scheu und wütend zu machen, so daß dieselben umwandten 
und ans das epirotische Fußvolk losgingen. Pyrrhus entfloh nach Tarent,
	        
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