§. 60. Wilhelm I. von Preußen und der Krieg gegen
Dänemark.
Wilhelm I., Sohn Friedrich Wilhelm HI. und der Königin
Louise, wurde geboren den 22. März 1797, nahm bereits als 16 jäh¬
riger Jüngling an dem Freiheitskriege Theils und zog 1814 mit in
Paris ein. Seitdem widmete er sich namentlich der Ausbildung und
Pflege des preußischen Militairwesens. 1829 vermählte er sich mit der
Prinzessin Angusta von Sachsen Weimar. Im Jahre 1854 übernahm
Wilhelm als Prinz-Regent an Stelle seines erkrankten Bruders die Regie¬
rung und wurde nach dessen Tode 1861 König von Preußen, als ein
bereits 64 jähriger Mann, aber jeder Zoll ein König und ein Deutscher!
Die wichtigste Aufgabe seiner Regierung sand er in der Er¬
höhung der Wehrkraft seines Volkes. Mit unerschütterlicher Ausdauer
führte König Wilhelm, unter Mithilfe der Minister von Bismarck
und von Roon, die Neugestaltung des Heeres durch, dessen Schlag-
fertigkeit sich bald glänzend bewähren sollte. ^
In Dänemark war 1863 Christian auf den Thron gekommen,
welcher durch eine gemeinsame Verfassung für Dänemark und Schles¬
wig das letztgenannte Land dem dänischen Staate einzuverleiben suchte.
Die beiden deutscheu Großmächte, Preußen und Oesterreich, verlangten
Aushebung der Verfassung. Da aber Dänemark dies ^verweigerte,
so ließ der deutsche Bund im Februar 1864 12000 Sachsen und
Hannoveraner in Holstein einrücken, denen 45000 Preußen und
Oesterreicher unter dem Oberbefehl des preußischen Feldmarschalls
Wrangel folgten. Die Dänen wurden aus ihren festen Stellungen
vertrieben und die Düppeler Schanzen durch den Prinzen Friedrich
Karl von Preußen erstürmt.
Nach einer 8 wöchentlichen Waffenruhe setzten die Preußen in der
Nacht vom 28.—29. Juni auf Kähnen über den Alsener Sund und er¬
oberten Alsen. Dänemark mußte um Frieden bitten. Derselbe wurde
am 30. October 1864 zu Wien unter der Bedingung geschlossen, daß
es allen Rechten ans Schleswig-Holstein und Lauenburg entsagte.
Diese Länder wurden von Preußen und Oesterreich gemeinschaft¬
lich regiert, bis im folgenden Jahre (durch den Vertrag von Gastein)
diese gemeinsame Regierung aufgehoben und Holstein von Oester¬
reich, Schleswig von Preußen verwaltet, Lanenbnrg aber an Preußen
abgetreten wurde.
§. 61. Der deutsche Krieg 1866.
Nachdem die Elbherzogthümer von dem dänischen Joche befreit
waren, beabsichtigte Oesterreich aus Schleswig-Holstein einen neuen
deutschen Kleinstaat unter dem Prinzen von Augustenburg zu bilden.
Dem widersetzte sich Preußen und verlangte wenigstens den Oberbefehl
über die Land- und Seemacht der Herzogtümer, sowie Einräumung
der Festung Rendsburg und des Kieler Hafens. Oesterreich trat