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Halbinsel Jütland als die Heimat der Cimbern angenommen hat, so
glaubte man auch die geschichtlich eng mit ihnen verbundenen Teu¬
tonen im hohen Norden suchen zu müssen, und Ptolemäus nennt auf
der Ostseite der untern Elbe, Teutonen, ein Name, der einst (bei
Pytheas) die Germanen im Allgemeinen, nicht eine einzelne Völker¬
schaft derselben bezeichnet zu haben scheint.
c) Die Hermionen, südlich von den Ingävonen und östlich von den Istävonen,
bestehen nur aus den beiden Völkern oder vielmehr Völkerverbindungen
der Cherusken (zu beiden Seiten der Weser), deren Name bald eben so
spurlos verschwindet, wie der der Marsen und der südwestlich von diesen
bis zum Rhönegebirge wohnenden Chatten (die Vorfahren der spätem
Hessen), welche sich von der Werra bis zum Ausflusse der Lahn in den
Rhein ausdehnten. Zu ihnen gehörten die Mattiaken am Taunus, Mainz
gegenüber.
III. Die Sueven oder östlichen Germanen (östlich von den Chatten, die
früher auch zu den Sueven gerechnet wurden) zerfallen, wie die eigentlichen
Germanen, in drei Gruppen.
Zu der südlichen Gruppe gehörten:
1) die Hermunduren auf der Nordseite der obern Donau bis auf die
Nordseite des Mains, wo sie an die Chatten grenzten,
2) die Narisken zwischen der Donau und dem Fichtelgebirge,
3) die Marco mannen, welche sich beim Vordringen der Römer von der
obern Donau nach Böhmen zurückzogen,
4) die Quaden, der südöstlichste Suevenstamrn, an der March (Marus),
5) die Semnonen an der mittlern Elbe (wo sie Nachbarn der Cherusker
waren) bis zur Oder,
6) die Longobarden (nördlich von den Semnonen) an der untern Elbe.
Ausserdem rechnet Tacitus (Germ. 40) zu den Sueven sieben Völker, welche
sämmtlich den gemeinschaftlichen Herthadienst kennen und von denen nur zwei, die
Varini und die Angeln (die am weitesten gegen Norden — an die Schlei — vor¬
geschobenen Sueven), durch anderweitige Nachrichten beglaubigt sind.
Zu der nordöstlichen Gruppe gehörten:
1) die Burgundionen zwischen der untern Oder und untern Weichsel,
2) die Rugier an der Küste des baltischen Meeres,
3) die Gothonen (ein Collectivname für eine ganze Völkergruppe) im
Osten der untern Weichsel.
Eine südöstliche Gruppe bildeten die zahlreichen Stämme der Ly gier.
- Gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. gewannen die Römer auch
dauernde Besitzungen auf dem rechten Ufer des Oberrheins und auf dem linken
Ufer der obern Donau, welche Tacitus agri decumates, Zehntländer — im Gegen¬
sätze zu solchen, die römische Provinzialeinrichtungen hatten — nennt. Um
diese zu schützen, führten sie den (durch einen Graben und zahlreiche Thürme
und Castelle) befestigten Grenzwall auf (Valium Romanum), vielleicht grössten-
theils nur eine hochliegende Heerstrasse, welcher nach den noch vorhandenen
Spuren sich von der Donau bei Kelheim bis an den Niederrhein (vielleicht bis zum
Siebengebirge) erstreckte.