Full text: Hand-Atlas für die Geschichte des Mittelalters und der neueren Zeit

VClßBBMEEKÏÏI GEH ZU SPRUIIR-MEIKÎ HAKD-ATIAS: MITTELALTER USD FEUERE ZEIT. 
EUROPA. 13 KARTEN. 
Laufende Nummern des Atias: Nr. 1 bis 13. 
(1) Europa Nr. I. Europa zur Zeit Odovacar’s 
(476—493). — Nebenkarte: Südwestliches Europa 
um 525 n. Öhr. Von Tb. Menke. 
Der Umfang des vandalischen Reichs um 476 
erhellt aus den Concilsacten, ebenso der des westgothi- 
sehen Reichs in Provence. 
Die Ausdehnung des Reichs des Syagrius, die 
der Franken und der Alamannen um dieselbe Zeit 
lässt sich nur im Allgemeinen angeben. Für die Letztge¬ 
nannten sind die werthvollen Angaben des Athanarid be¬ 
nutzt, ebenso die Vita S. Lupi. Ein bestimmterer Anhalts¬ 
punkt für die Bestimmung der damaligen Grenzen der Ala¬ 
mannen würde gewonnen sein, wenn sich meine Ansicht 
bewährte, dass dieses Volk seine Gaue ohne Rücksicht 
auf die Grenzen der römischen civitates (d. h. der geist¬ 
lichen Diöcesen) constituierte und sich dadurch von den 
Burgundern und Frauken — von den frühesten Nieder¬ 
lassungen der Letzteren abgesehen — unterschied. Leider 
ist das mir bis jetzt zugänglich gewordene Material über 
Franebe-Comtd zu dürftig, um die Sache vollständig ins 
Klare zu bringen. 
Da das Reioh der Thüringer bis an den Regen 
reichte, so müssen vom späteren Ostfranken und Baiern 
auch diejenigen Gaue, die die Verbindung zwischen dem 
im Norden des Thüringer Waldes gelegenen Thüringen 
mit jenem südlichen Theile ermöglichen, zu ihm gehört 
haben, und zwar mit Ausschluss des von Athanarid als 
alamannisch bezeichnten Würzburg. Zum thüringischen 
Reiche sind demgemäss gezogen die Gaue Grapfeld, Tulli- 
feld, Hasagewe, Folcfeld, Iphigowe, Nortgowe. Nördlich 
von der Unstrut gehörten die Gaue der späteren Halber- 
städter Diöcese, deren einer den Namen Northuringia be¬ 
wahrte, sowie wahrscheinlich auch die später von Slawen 
bewohnten Gaue zwischen Bardengowe und Elbe zu diesem 
Reiche. Ich war zu der Annahme geneigt, dass die im 
aohten Jahrhundert den Thüringern benachbarten Parathani 
(Porahtani, V. S. Emmerammi, A. SS., Sept. VI) Bewohuer des 
Bardengaues seien; aber nach Müllenhoff’s gewichtiger 
Autorität widerstrebt diese Identification der Grammatik 
der deutschen Sprache. Die Form könnte allerdings durch 
Vermittelung von Slawen (s. die slawische Gaue auf Nr. 33) 
an den Verfasser der Vita S. Emmerammi gekommen sein. 
Ich vermag aber nicht zu entscheiden, ob so aus den 
Bardengowe-Bewohnern Parathani (Porahtani) geworden 
sein können. Ebenso wenig finde ich ein slawisches Volk, 
auf das das Wort bezogen werden könnte. Die Boructuarii 
(Zeuss 354) können aus geographischen Gründen nicht 
gemeint sein. 
Wie weit das thüringische Reioh im Beginn des Mittel¬ 
alters sich nach Osten erstreckte, lässt sich nicht ermitteln. 
Auch über die Lage der Reiche der Rugier, der 
Langobarden und der Heruler ist die Ueberlieferung 
ungenügend. 
Zu den Sachsen gehörten damals noch nicht die 
Boructuarii und die Gaue zwischen Ooker und Elbe. 
Baiovarier erscheinen erst später. 
Dass damals bereits Slawen an der Elbe, Oder und 
Weichsel sassen, ist nicht nachweisbar. Ihr Vordringen 
dahin hängt wohl mit der grossen slawischen Völker¬ 
wanderung zusammen, die ein Jahrhundert später eintrat. 
Die Nebenkarte zeigt eine wesentliche Veränderung 
der Grenzen im westlichen Europa. Die Franken haben 
das Reioh des Syagrius unterworfen, einen Theil der Ala¬ 
mannen mit sich vereinigt und den Westgothen die beiden 
Aquitanien und Novempopulana genommen. Die Bur¬ 
gunder sind im Besitze eines anderen Tbeils alamannisoher 
Gaue (die Concilsacten gehen darüber genaue Auskunft), 
uud die Alamannen selber haben ihre Sitze nach Süden 
erweitert. ihre dortigen Niederlassungen (im ducatus 
Raetiarum) stehen bereits unter dem mächtigen Reiche der 
Ostgothen, die unter Aufgebung ihrer Niederlassungen, 
die sie im Beginn des Mittelalters ira oströmischen Reiche 
hatten, Dalmatien und das Reich des Odovacar occupiert 
haben. 
(2) Europa Nr. II. Europa gegen Ende ron Justl- 
nlans Regierung (gegen 560 n. Chr.). — 
Nebenkarte: Verbreitung der Religionen im. An¬ 
fänge von Justinian's Regierung. Von Th. Menke. 
Wiederherstellung des römischen Reichs am west¬ 
lichen Mittelmeer von Constantinopel aus nach Vernichtung 
des vandalischen und des ostgotliischen Reichs. Ausbrei¬ 
tung der fränkischen Herrschaft über Burgunder, Thüringer 
südlich der Unstrut und Baiern. Auftreten der Lango¬ 
barden in Pannonien 527. 
Hauptquellen sind Procopius, Agathias, Jemandes. 
Das Wenige, was sich von den Nachrichten des 
Letzteren über die slawischen und tscbudischen Stämme des 
jetzigen europäischen Russlands deuten lässt, ist auf der 
Nebenkarte eingetragen, für die durch Nichtberücksichtigung 
dieser Stämme auf der Hauptkarte Raum entstand. 
(3) Europa Nr. III. Europa zur Zeit Kar Es des 
Grossen (768—814). Von Th. Menke. 
Der Islftm hat seit Justinian’s Zeit von Aegypten und 
den Ländern nördlich von der Sahara, sowie vom grössten 
Theil der iberischen Halbinsel Besitz genommen. Im letz¬ 
teren Lande sind die omaijadischen Emire vom Khalifen zu 
Baghdäd unabhängig. In Asien hat der Islam das oströmische 
Reioh auf die Länder nördlioh vom Taurus beschränkt. 
lieber die Themata des oströmischen Reichs 
s. zu Orient IV. Malacopaea ist das heutige Malagop, Se- 
malüos das heutige Samail. Ist Thebaaa = Tarbas? 
Im Osten Europa’s hat sich die slawische Völkerwan¬ 
derung vollzogen. Im Norden (Solavania) sitzen sie bis znr 
Elbe und Saale, in Böhmen und Mähren, im Süden (Sclavinia) 
in Kärntheu, Krain und in der HämushalbinBel bis in 
den Peloponnes, den ein Reisender der Zeit ausdrücklich 
zu Sclavinia rechnet. Das oströmische Reich war in Europa 
beinahe auf die Küsten und Inseln beschränkt. 
Beide Zweige des grossen slawischen Stammes waren 
von einander durch die Reiohe der Avaren und Bul¬ 
garen getrennt. Ein Theil der Slawen im äussersten 
Osten stand unter dem chazarischen Reiche, dem 
auch Atelcusu, damals der Wohnsitz der Türken oder 
Magyaren, untertkaiiig war. 
VERLAG VON JUSTUS PERTHES IN GOTHA. 
3
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.