Full text: Hand-Atlas für die Geschichte des Mittelalters und der neueren Zeit

VORBEMERKM&EÏ ZU SPRÜNER-MENKE HMD-ATLAS: MITTELALTER USI HEUERE ZEIT. 
ITALIEN. 8 KARTEN. 
Laufende Nummern des Atlas: Nr. 21 bis 28. 
(21) Italien Nr. I. Italien zur Zeit des Lango- j 
bardenreiclis. — Mit 6 Nebenkarten. Von Th. I 
Menke. 
Die 36 Herzoge, unter denen die Langobarden während 
des Interregnums standen, entsprechen nach meiner Ansicht den 
3G civitates oder Bischofssitzen von Austria und Neustria, die 
damals langobardisch waren. 
Im ducatus Spoletanus wird bereits uno 580 ein dux 
erwähnt. Es scheint, dass dieses Herzogthum sich damals bereits 
bis auf wenige Millien von den Mauern von Rom erstreckte 
Das Sabinische Territorium nämlich, das zu ihm gehörte, dehnte 
sich in langobardischen Zeiten bis über den Teverone aus. Casale 
di Lunghezza in der Nähe des alten Gabii ist der südlichste 
sabinische Ort, der sieb naebweisen lässt. 
Auch Tuscia, dessen Herzog oder Herzoge gleichfalls 
nicht unter den erwähnten 36 begriffen ist, wurde in der frühosten 
langobardischen Zeit bis in die nächste Nähe von Rom unter¬ 
worfen, und der oströmische Theil von Italien und Ravenna, wo 
der Exarch seinen Sitz hatte, war durch einen breiten Gürtel 
langobardischer Städte von den oströmischen Landstrichen um 
Rom, wo der Pabst residierte, geschieden. Erst um 592 stellte 
der Exarch .Romanus di© Verbindung zwischen beiden Theilen 
her, indem er Sutrium, Polim&rtium, Horta, Ameria, Perusia, 
Luceolis (bei Eugubium) et alias quasdam civitates den Lango¬ 
barden abnahm. Diese aliae quaedara civitates waren wohl ohne 
Zweifel Nepe und Gallesium (als nothwendige Verbindungsglieder 
zwischen territorium Sutricnse und territorium Sabinens«), sowie 
Urbs vetus und Balneus regis, die um 605 von König Agilulf 
erobert, nämlich wieder erobert, wurden. 
Die allmälige Entstehung des Herzogthums von Bene- 
ventum lässt sich nicht im Einzelnen verfolgen. Zu den auf 
der Karte angegebenen chronologischen Notizen füge ich nach, 
dass Neapel urkundlich im Jahre 581 von den Langobarden an¬ 
gegriffen wurde und dass nach einer späteren glaubhaften Ueber- 
lieferung die langobardische Eroberung Capua s in das Jaln 
607 fällt. 
(Jeher desHerzogtlmm des 599 erwähnten dux Campatuae 
lässt sich keine Vermuthung aufstellen, die kartographisch ver¬ 
wertet werden könnte. 
Wie in dieser Periode der Name Calabria von der öst¬ 
lichen auf die südliche Spitze Italiens überging, wird für den 
Quellenkundigen auch ohne weitere Auseinandersetzung aus der 
Nebenkarte Bruttia, Calabria hervortreten. 
Fluvius, angeblich jetzt Fluss genannt und bei Wippach 
in Krain gelegen, findet sich weder auf der Generalstabskarte, 
noch, soviel ich weiss, in irgend einem Ortslexikon. 
(22) Italien Nr. II. Italien rom Anfänge desX.Jahr- 
Itunderts bis 1187. — Mit 11 Nebenkarten. Von 
Th. Menke. 
Forschungen über die Begrenzung der italienischen Co- 
mitate im Anfang der Periode, die auch bei Italien den Aus¬ 
gangspunkt der mittelalterlichen historischen Geographie zu 
bilden haben, sind meines Wissens noch gar keine veröffentlicht. 
Meine eigenen Untersuchungen, obgleich ziemlich weit vorge¬ 
schritten, sind nicht vollständig genug, um in dieser Ausgabe 
bereits das ganze Netz dieser Grenzen eintragen zu können. 
Es wurde indessen auf einigen der Nebenkarten von ihnen Ge¬ 
brauch gemacht, und der Zug der Grenzen der grösseren Ab¬ 
theilungen auf der Hauptkarte ist nach ihnen bestimmt. 
In Bezug auf benutzte Quellen und Hülfsmittel gilt von 
dieser Karte das zu Deutschland VH Gesagte. 
Die auf der Nebenkarte Rom dargestellte Regionenein- 
theilung scheint gleich nach der Verwüstung der Stadt durch 
Robert Guiscard eingeführt zu sein. Im Anfänge der Periode 
galt noch eine andere Rogioneneintbeilung, über die sich nur 
spärliche Nachrichten erhalten haben. 
Der Plan des Laterans ist der früheren Ausgabe entlehnt. 
Er enthält auch die nach dieser Periode ausgeführten Anbauten. 
Herrn Professor Th. Wüstenfeld in Göttingen bin ich 
für gütige .Mittheilungen dankbarst verpflichtet. 
Mons Cene rus (1004) ist Monte Genero, nicht Mont Cénis, 
wie Giesebrecht erklärt, Gromrno (1004) = Crumeo, nicht Como, 
Bentz in Apulia (970) —- Kloster 8. Mariae in Bauza Acherun- 
tinae diócesis, nicht Bovino, an das nach Stumpf zu denken ist. 
Ria na (962) =**■ Riano, nicht Rignano, wie Stumpf, dagegen 
Rigianum (962) — Rignano. 
Sehr wünschenswerth wäre es, wenn Forscher von ihnen 
erwähnte Ortschaften, die sich auf den betreffenden General¬ 
stabskarten nicht finden, etwas näher bozeichneten, als sie dies 
mitunter tbun. 
(23) Italien Nr. III. Italien 1137 — 1302. — Mit 
3 Nebenkarten. Von Th. Menke. 
(24) Italien Nr. IV. Mittleres Italien 1137 -1802. - 
Mit 2 Nebenkarten. Von Th. Menke. 
(25) Italien Nr. V. 1302—1330. — Mit 8 Nebenkarten. 
Von Th. Menke. 
Für die kartographische Darstellung der Hohenstaufenzeit 
bieten die gedruckten Urkuudenwerke im Allgemeinen ein reich¬ 
liches und gutes Material. Durch die Liberalität der herzog¬ 
lichen Bibliothek in Gotha und der Universitätsbibliotheu zu 
Göttingen und Leipzig war ich im Stande, dasselbe zu benutzen, 
und ich hoffe, dass mir im Allgemeinen nichts Wesentliches ent¬ 
gangen ist, soweit es vor der Ablieferung meiner Vorlagen für 
den Zeichner erschienen ist. 
Von den mir nicht genügenden Partien der beiden Blätter 
IV, V bebe ich das Folgende hervor: 
lieber das Gebiet von Mailand, insbesondere den nördlichen 
Theil, lag nur ungenügendes Material vor. Ich musste daher 
einige Grenzen des von Spruner’schen Blattes, das, soviel ich 
mich entsinne, genau mit Giulini’s Karte in dessen Memorie d» 
Milano übemnstimmt, copieren. 
Die Grenzen einiger Stadtgebiete der Romagna im Apennin 
mussten wegen des gleichen Mangels offen gelassen werden. 
Leber Bobium fand ich nur vereinzelte Angaben in den 
Quellen. 
Die Grenze zwischen Krain und Friaul, die zugleich Grenze 
von Deutschland und Italien ist, bin ich ausser Stande, genau 
festzustellen. Es würde ein sehr verdienstliches Werk sein, 
wenn vielleicht einer der Forscher in Krain das zusammenstellte, 
was sich darüber nach gedruckten und ungedruckfcen Quellen 
sagen lässt. 
Von den Gebieten endlich von Genua, Asti, Acqui und Alba 
würde, wenn mir eine nochmalige Prüfung der Quellen möglich 
gewesen wäre, vielleicht ein genaueres Bild geliefert worden 
sein, als ich in den gegenwärtigen Blättern zu bieten vermag. 
Für die kartographische Darstellung des weltlichen Besitzes 
der römischen Kirche liegt leider, obgleich kein Theil der 
historischen Geographie diese an Interesse über bietet, nur sehr 
ungenügendes urkundliches Material gedruckt vor. Wegen An¬ 
gabe der patrimonialia 1235 (Tbeiner Dom. temp. 1, 103) bedarf 
ich wohl keiner Entschuldigung , obgleich damit nicht das für 
den Anfang der Periode Gültige gegeben ist. 
Der vollständige Nachweis meiner Motive würde mehrere 
Bogen füllen. Ich erlaube mir daher, mich auf wenige Bemer¬ 
kungen zu einigen Werken, die in den Händen aller Forscher 
sind, zu beschränken. 
Zunächst zu Stumpf Reichskanzlern und Böhmer’s Regesten. 
1164 inter castrum Macreti et castrmn Taxoli. Zu lesen ist 
wohl Saxoli, jetzt Sassuolo. Stumpfs Taxolla ist mir un¬ 
bekannt. 
1163 in plano Bardonese, nicht Bardi, sondern Bardouezza 
bei S. Giovanni. Bardonesia Arm. Plac. Gib. P., SS. XVHIf 
486. Bardonezía Ann. Plac. Guúlf. ib. 429. Bardelezia in 
confinibus Placenüe ot Papie Ann. Farm. mai. ib. 707. 
VERLAG VON JUSTUS PERTHES IN GOTHA. 
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